Weiterbildungen richtig timen

Wer nicht gerne lernt oder allgemein einen schlechten Zugang zu abstrakten Lerninhalten hat schiebt Weiterbildungen gerne vor sich her und entscheidet dann überstürzt: Jetzt oder nie. Diese Energie der Veränderungsbereitschaft zu nutzen kann ein tolles Momentum sein, dennoch sollte der Zeitpunkt einer Weiterbildung mit Bedacht gewählt sein.  

Habe ich den Fokus?

Der Job im Sekretariat kann sehr anstrengend und geistig fordernd sein. Du solltest dir vorher die Frage stellen ob du den nötigen Fokus aufbringen kannst, um die Lerninhalte neben dem Job zu verstehen oder ob du sie nur konsumierst (“Das schaue ich mir dann vor der Prüfung nochmals an”). Du solltest dir klar sein, die Weiterbildung wählst nur Du aus und absolvierst nur Du für dich alleine. Nachdem du Zeit, Geld und Energie investierst bist du es dir selbst schuldig, vollen Fokus dafür aufzubringen.

Gute Noten sind wichtig.

Das bringt uns zum nächsten Punkt, die Abschlussnote. Bei komplexeren, länger dauernden Kursen (also nicht 3 Tages Kurse) wird am Ende meist eine Abschlussprüfung nötig. Im Zeugnis steht meistens eine Leistungsdokumentation (entweder Gesamtnote oder Einzelnoten), eine unbenotete Teilnahmebestätigung ist selten. Wenn du diese Zeit investierst solltest du auch gut abschneiden, wenn du eine Aufstiegsweiterbildung mit 4,0 abschließt kannst du nur hoffen, dass der Personalentscheider das Zeugnis nur überfliegt.

Den richtigen Zeitpunkt im Jahr finden.

Gerade im Umfeld der Professional Services Firms, also Kanzleien, Unternehmensberatungen und Steuer- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften gibt es unterjährig Lastspitzen und (eher) entspannte Phasen. Wer im Projektgeschäft tätig ist (z.B. M&A-Transaktionen) muss in dieser Zeit oft Überstunden machen und hat nebenher keine Zeit für eine Weiterbildung. 100% Planungssicherheit hat man leider nie, da Partner diese Transaktionen auch kurzfristig gewinnen können – ein genereller Ausblick auf das laufende Jahr ist jedoch bei vielen schon möglich. Wichtig ist hier ein intensiver Austausch mit euren Chefs. Vielleicht gibt es ja auch die Chance während der Downtime, also Phasen mit geringer Auslastung, am Arbeitsplatz die Skripte durchzuarbeiten.  

Gibt es intern Chancen?

Eine relativ sichere Bank ist es intern Karrierechancen nach der Weiterbildung wahrzunehmen. Was nicht funktioniert ist erst den Kurs abzuschließen und dann neue Aufgaben zu fordern – diese Positionen müssen erstmal frei sein. Wenn z.B. absehbar ist, dass eine Kollegin in einem Jahr in Elternzeit geht, das Unternehmen verlässt oder eine gesetzliche Änderung ansteht (z.B. DSGVO) kann das richtige Timing der Weiterbildung kriegsentscheidend sein. Haltet für solche Fälle Augen und Ohren offen, die richtige Strategie kann hier hilfreich sein.

Du solltest zeitnah den Job wechseln.

Wenn du die Weiterbildung absolvierst um dich für einen anderen Job zu qualifizieren (z.B. von der Assistentin zur Personalerin) dann sollte dieser Jobwechsel zeitnah stattfinden. Zeitnah ist nicht quantifizierbar – erfahrungsgemäß sind jedoch etwa die ersten 12 Monate nach Abschluss der Weiterbildung wichtig um den Wechsel zu vollziehen. Wenn sich intern keine Chancen ergeben (ich empfehle immer erst intern das Gespräch zu suchen) wird es Zeit sich diskret nach einem anderen Job umzusehen.

Personalerinnen oder Partnerinnen trauen frischen Absolventen die Tätigkeiten auch mehr zu als jemanden, der die Weiterbildung vor 5 Jahren absolviert aber nie angewendet hat.

Die Vergessenskurve

Jeder kennt dieses Phänomen, man erinnert sich nicht mehr an Sachen aus der Schule oder der Ausbildung, oft bleibt nur die Aufschrift der Akte im Gehirn übrig (“Ja, da klingelt was!“). Dieses Phänomen wurde 1885 von Prof. Ebbinghaus erforscht und ist bis heute als Ebbinghausche ́ Vergessenskurve benannt.

Was zeigt uns die Kurve? Nach 20 Minuten sind noch 60% eines Textes abrufbar, nach 24 Stunden nur noch 34% und noch später nur 15%. Kurzum: Bei einmaligem Lesen verpufft das Wissen einfach und die Zeit war sinnlos investiert. Wie lässt sich das Vergessen nun verhindern? Regelmäßiges “Training der Information” (d.h. den Text regelmäßig lesen) sorgt für einen Transfer ins Langzeitgedächtnis. Typischerweise schaut sich eigentlich niemand seine Skripte regelmäßig an und vergisst leider viele Inhalte. Was hat das mit Timing einer Weiterbildung zu tun? Wenn du neue Inhalte lernst und parallel den Job wechselst wendest du diese Inhalte On-the-Job an und kannst sie so viel besser verinnerlichen.

moritzblog_redakteur

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