Was ist eine Privatuni?
Der Begriff Privatuni oder (oft) auch Fernuni ist irreführend. Bis auf die Fernuniversität Hagen sind die Fernunis allesamt “Fernfachhochschulen” oder “Privatfachhochschulen” – das klingt einfach nicht schön. Eine Privatuni ist also ein privat organisierter Bildungsträger, der Bachelor- und Master-Studiengänge anbietet und dazu auch von der Bundesrepublik Deutschland akkreditiert ist. Diese privaten Bildungsinstitute finanzieren sich überwiegend aus Studiengebühren, weshalb ein Bachelor-Abschluss auch gerne 12-22.000 Euro kosten kann.
Worauf du bei der Auswahl der Uni achten musst
Es gibt im privaten Weiterbildungsbereich immer wieder Hochschulen, die in Deutschland nicht akkreditiert sind oder die nicht staatlich anerkannt sind. Achtet auf jeden Fall darauf, dass euer Abschluss am Ende auch etwas Wert ist. Wichtig ist, dass die Studienabschlüsse staatlich anerkannt sind. Wichtige Gütesiegel sind hier Akkreditierungen von FIBAA, WR, ZFU. Wenn Ihr an der Seriosität eines Anbieters zweifelt heißt es Research, Research, Research!
Nachteile
Nachteil: Kosten
Beginnen wir mit den Nachteilen eines Studiums an der Privatuni. Die Kosten sind auf den ersten Blick sehr hoch, ein Bachelorstudium kann schnell 20.000 Euro nur in Studiengebühren kosten. Meines Erachtens (ich habe die Erfahrung ja gemacht) ist jedoch nur der gefühlte/empfundene Betrag so hoch, weil man sich überlegt was man für das Geld noch kaufen könnte. Der Effekt wird verstärkt, da sich die Meisten auch durch einen Bildungskredit oder Ratenzahlung verschulden müssen. Gute Bachelor-Studiengänge gibt es auch für 10.000 Euro, ich würde mich jedoch immer wieder für den am besten passenden Studiengang entscheiden und den Preis nicht als primäres Entscheidungskriterium heranziehen. Viele Anbieter von Studienkrediten haben eine Zahlpause bis zu 12 Monate nach Abschluss des Studiums. Die Studiengebühren sind zudem steuerlich absetzbar. Kurzum: Betrachtet man die 20.000 Euro nicht als Betrag auf dem Konto (“davon könnte ich auch ein Auto kaufen”) sondern als langfristiges Investment in die Zukunft, relativieren sich die Kosten.
Nachteil: Ansehen
Es wird zudem viel spekuliert wie angesehen diese Abschlüsse sind. Argumentiert wird, dass “gekaufte” Abschlüsse von Unternehmen nicht anerkannt werden. Die Noteninflation (viele 1er Abschlüsse) lässt sich jedoch auch an öffentlichen Hochschulen beobachten – so viel zu den gekauften Abschlüssen. Viele meiner Kommilitonen sind nach dem Studium bei Bluechips, DAX30-Konzernen, Hidden Champions und Marktführern gelandet. Ich kann die These somit nicht unterschreiben. Wer gut ist, setzt sich auch in diesen Unternehmen durch. Wer Unternehmensberaterin in einer führenden Strategieberatung oder Top-Managerin werden möchte, der sei eine elitäre Universität empfohlen – hier geht es jedoch um andere Karrierewege.
Vorteile
Das Studium an einer Privatuni hat verschiedene Vorteile im Vergleich zu einer öffentlichen Hochschule, die im Gegenzug mit kaum Kosten verbunden ist.
Vorteil: Berufsbegleitend Optimiert
Die meisten Studiengänge an öffentlichen Hochschulen sind als Vollzeit-Studium ausgelegt, die Privatunis haben sich auf Berufstätige Studierende eingestellt und haben die Studiengänge berufsbegleitend optimiert. Optimiert bedeutet hier, dass sich sowohl die Vorlesungszeiten als auch der gesamte Workload so anpassen, dass man ihn nebenher auch bestehen kann. Klar kann man auch an öffentlichen Hochschulen berufsbegleitend studieren, dort muss man jedoch die Aufteilung meist selbst organisieren und nicht immer liegen die Module passend.
Vorteil: Ideale Stundenpläne
Ein Vorteil, den man leider nur erkennt wenn man es selbst einmal durchgemacht hat sind die Stundenpläne. An normalen Unis muss man sich diesen meist selbst zusammenbauen, an den Privatunis sind sie so organisiert, dass man wie in der Schule einen zusammenhängenden Plan hat ohne lange Pausen und ohne Leerlauf. Man wird hierbei schon sehr an die Hand genommen, was viele sehr zu schätzen wissen.
Vorteil: Kleine Klassen
Übervolle Hörsäle in denen man auf dem Boden sitzt oder gar nicht reinkommt gibt es an den Privathochschulen eigentlich nicht. Um eine individuelle Förderung zu erreichen sind die Klassengrößen meist auf 20 bis 30 Personen begrenzt. Ein großer Vorteil ist, dass man dabei “seine” eigene Klasse hat mit Menschen die man kennt, man hilft sich und tauscht sich aus. Diese Kontakte helfen auch im weiteren Berufsleben weiter. Nachdem man die Module auch gemeinsam bestreitet verliert man sich in den kommenden Semestern nicht aus den Augen, wie bei einer Schulklasse.
Vorteil: Hohe Bestehensquote
Nicht alle Privatunis veröffentlichen hierzu Zahlen, viele werben aber mit einer geringen Durchfallquote. “Klar, die Abschlüsse sind ja auch gekauft”- werden Kritiker sagen. Fakt ist, dass durch kleine Klassen und individuelle Betreuung persönliche Defizite leichter eliminiert werden können. Man kann, wie in der Schule, auch Fragen stellen. Das traut sich im Audimax vor 600 Personen an einer Universität nicht jeder. Ich habe im Studium auch Idioten kennengelernt die schon eher durchgezogen wurden – diese habe ich jedoch genauso an öffentlichen Hochschulen erlebt. Fakt ist: Wer sich engagiert und reinhängt hat sehr gute Chancen das Studium zu bestehen und bekommt somit eine gewisse Planbarkeit.
Vorteil: Zugang erleichtert
Die Studienplätze sind an öffentlichen Hochschulen meist limitiert und unterliegen oft einem N.C. Eine Zulassungsbeschränkung über die Abiturnote gibt es bei Privatunis nicht. Meist kommt es zu einem Auswahlverfahren (z.B. Test), einem Interview und/oder Motivationsschreiben. Ich selbst habe mich für verschiedene Bachelor- und Masterstudiengänge beworben und fand den Auswahlprozess nirgendwo schwer (und hätte überall den Platz erhalten).
Vorteil: Schneller Abschluss
Jedes Studium unterliegt einer Regelstudienzeit, also wie schnell dauert das Studium, wenn man keine Prüfung schiebt. Ein Bachelor-Studium mit 180 ECTS Punkten dauert normalerweise 6 Semester, wenn ein Praktikum dazukommt 7 Semester. Die wirklich sehr gute und kompakte Organisation von den Privatunis ermöglicht einen schnellen Abschluss in der Regelstudienzeit – “normale” Studenten an öffentlichen Hochschulen brauchen auch gerne mal 8 oder 9 Semester bis zum Bachelor (Trödler gibt es natürlich auch an der Privatuni). Die Kernaussage ist jedoch: Wer will, der kann. Bei einem Bruttojahresgehalt von 50.000 Euro macht es 25.000 Euro aus, wenn man ein Semster früher im Job ist – so relativieren sich die Teils hohen Kosten auch schnell.


