Übersetzer und Dolmetscher

Du brennst für Fremdsprachen aber die Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin ist dir zu kaufmännisch? Vielleicht kommt ja eine Ausbildung zur Übersetzerin und Dolmetscherin in Frage. Welche Probleme einen nach der Ausbildung erwarten können und welche Vorteile es hat sich rein auf Sprachen zu spezialisieren erfahrt ihr hier.

Tätigkeiten und Aufgaben

Nach einer Ausbildung zur Übersetzerin erwarten euch vielfältige Aufgaben, es kommt jedoch stark darauf an, in welchem Job ihr später arbeitet. Entweder es handelt sich um wirklich reine Sprachjobs (ergo übersetzt und dolmetscht ihr den ganzen Tag) oder es ist ein Job indem ihr eure Sprachkenntnisse zwar braucht, jedoch auch andere Aufgaben übernimmt. Idealtypisch befasst sich eine Übersetzerin und Dolmetscherin mit diesen Aufgaben:

Vereinfacht gesagt übersetzt ein Dolmetscher die gehörte Sprache direkt in eine andere Sprache. Wichtig ist hierbei nicht den Wortlaut zu übersetzen sondern das gemeinte, die Pausen, den Satzbau und auch zwischen den Zeilen zu lesen. Eingesetzt wird diese Fähigkeit bei Verhandlungen zwischen zwei Parteien (z.B. Unternehmen), bei Gerichten oder Behörden oder auch bei Konferenzen/Veranstaltungen/Tagungen. Ein Übersetzer macht im Grunde das gleiche, nur passieren die Übersetzungen schriftlich. Von der Wirtschaft werden häufig die Sprachen Englisch, Französisch und Spanisch nachgefragt. Nach Chinesisch besteht grundsätzlich auch die Nachfrage, häufig kommen jedoch nur Muttersprachler auf das gewünschte Niveau.

Voraussetzungen

Es kommt ein bisschen auf die Ausgangsvoraussetzungen an, ob es sich um eine klassische Ausbildung handelt (“mache ich nach der Schule”) oder ob es eher eine Weiterbildung ist (“bereits sprachliche Ausbildung absolviert”). Die meisten Institute setzen Abitur/Fachabitur (“Ausbildung”) voraus oder eine bereits absolvierte Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin (“Weiterbildung”). Nicht falsch Verstehen: Die Abschlüsse unterscheiden sich nicht, es ist egal ob es sich bei euch um eine Aus- oder Weiterbildung handelt – wir wollen nur betonen, dass es sich um beides handeln kann.

Die Auswahl der passenden Schule

Sprachweiterbildungen an Akademien oder Hochschulen sind neben den IHK-Weiterbildungen sehr häufig vertreten, dementsprechend groß ist auch das Angebot durch das man sich durchwühlen muss. Es gibt Fernlehrgänge und wer meint das passt besser zu seinem Leben sollte es machen – allen anderen Raten wir, eine Schule mit vielen Präsenzveranstaltungen, sehr guten Dozenten und kleinen Klassen zu wählen. Insbesondere bei Sprachen ist sehr viel praktische Übung mit häufigen Feedbackschleifen wichtig für ein schnelles Vorankommen.

Gehalt in der Ausbildung

Während der Ausbildung, die rein schulisch erfolgt, habt ihr keine Ausbildungsvergütung. Es ist bekannt, dass sprachbegabte Menschen nebenher arbeiten (z.B. Nachhilfe) um sich etwas dazuzuverdienen, die Ausbildung an sich kostet jedoch nur Geld.

Gehalt nach der Ausbildung

Das Gehalt nach der Ausbildung hängt vom Job ab, den man annimmt. Angebot und Nachfrage regeln hier wie überall den Preis bzw. das Gehalt. Leider gibt es keine validen Gehaltsdaten, auch wenn viele Internetseiten das suggerieren. Die unteren Gehaltsbänder für Berufseinsteiger sind leider nicht so attraktiv, manche Unternehmen/Verbände/Behörden zahlen nur 2.000 Euro Brutto monatlich, in der gehobenen Wirtschaft sind auch 3.000 Euro möglich. Die Problematik ist, dass reine Sprachberufe – mit Ausnahme von komplexen Übersetzungsdienstleistungen (Bücher, Technische Dokumentationen) meistens unterdurchschnittlich gut bezahlt sind. Auf der anderen Seite haben wir erlebt, dass gerade in diesen Berufen andere Werte im Leben zählen als nur Karriere und Gehalt. Nach einiger Zeit wagen viele Übersetzer und Dolmetscher dann jedoch den Sprung in die Corporate-Welt, da sie dem Lockruf des Geldes nicht widerstehen können. Eine Kanzlei in München z.B. zahlt absoluten Quereinsteigern bereits 40.000 Euro sofern sie lediglich über die nötigen Sprachkenntnisse verfügen. Die Sprache bleibt im Job der Assistenz zwar sehr wichtig, die Aufgaben verändern sich. Typische fremdsprachenaffine Berufsbilder sind hierbei Partnerassistentin, Vorstandsassistentin oder Teamassistentin.

Ablauf und Dauer der Ausbildung

Der Ablauf der Ausbildung zur Übersetzerin und Dolmetscherin erfolgt bei allen Schulen und Akademien nach einem ähnlichen Muster. Es werden allgemeine Fächer unterrichtet (vereinfacht gesagt, damit du überhaupt mit der Sprache arbeiten kannst) und die Sprachen an sich.

Die sprachlichen Unterrichtsfächer umfassen eine tiefgreifende Ausbildung in der ersten Fremdsprache (meist Englisch) sowie in der zweiten Fremdsprache (oft Französisch oder Spanisch). Eher “exotische” Fremdsprachen wie Russisch oder Japanisch können je nach Institut ebenfalls belegt werden. Ihr übersetzt den ganzen Tag schriftlich, mündlich, in Teamarbeit, alleine, Fachtexte und allgemeine Korrespondenzen. Der Lernaufwand sollte nicht unterschätzt werden.

Die allgemeinen Fächer unterrichten in Deutsch, PC-Arbeit oder im Umgang mit Gerichten/Behörden. Für viele, die aus dem Berufsleben kommen (z.B. vorher als Fremdsprachenkorrespondent) wiederholen sich die Inhalte, wer direkt von der Schule kommt profitiert von dieser Grundausbildung in Büroprozessen.

Die Ausbildung dauert regulär drei Jahre, wer aus irgendwelchen Gründen meint über sehr gute Vorkenntnisse zu verfügen, kann die Ausbildung um ein Jahr auf zwei Jahre verkürzen. Hierzu ist jedoch ein spezifischer Vortest notwendig.

Prüfung

Nach den zwei bzw. drei Jahren Ausbildung folgt die heiß ersehnte Prüfung zur staatlich geprüften Dolmetscher und Übersetzerin. Die Prüfungsordnung variiert von Bundesland zu Bundesland, weshalb wir euch hier keine einheitliche, allgemeingültige Prüfungsinformation geben können. Fast immer gibt es jedoch einen mehrstündigen schriftlichen Teil sowie einen mündlichen Teil, indem ihr eure Kenntnisse unter Beweis stellen müsst.

Einsatzorte

Wie schon kurz angeschnitten arbeiten Dolmetscher und Übersetzer sehr häufig bei Behörden, Gerichten, für NPOs (z.B. Flüchtlingshilfe) oder auch in Unternehmen. Häufig wechseln Dolmetscherinnen jedoch auch in die Beraterwelt, da das Geschäftsmodell der Unternehmensberatungen, Rechtsanwaltskanzleien, Private Equity Fonds sehr international ist und der übliche Bewerbermarkt nicht die gesuchten Skills hergibt. Häufig werden die neuen Mitarbeiterinnen von bestehenden Kolleginnen in die bisher unbekannten Office-Prozesse eingelernt und haben fortan interessante neue Aufgaben in der internationalen Beraterwelt. In den ersten ein bis zwei Jahren klärt sich dann, ob man für die Beraterwelt gemacht ist. Manche können sich nicht mit der Corporate-Welt anfreunden und verlassen die Branche wieder, jeder muss für sich den perfekten Ort finden. Es kommt zudem häufig vor, dass Übersetzer & Dolmetscher entweder selbstständig arbeiten oder zumindest nebenberuflich selbstständig sind.

Zukunftsaussichten

Starke, fast muttersprachliche Kenntnisse in einer Fremdsprache werden auf lange Sicht immer gefragt sein, da so auch Nuancen und Informationen zwischen den Zeilen nicht verloren gehen. Für das Brot & Butter-Geschäft – also Übersetzungen wo auch mal etwas schief gehen darf – ist es möglich, dass mittelfristig intelligente Software zum Einsatz kommt. Diese Lösungen gibt es bereits heute und die Ergebnisse sind in Ordnung, das perfekte Sprachniveau, welches in Unternehmen gesucht wird, kann jedoch nicht abgebildet werden.

Weiterbildungsmöglichkeiten

In der “Fremdsprachen-Szene” ist der Status als staatlich geprüfter Übersetzer und Dolmetscher die höchste Stufe. Manch eine “setzt ein Studium drauf” obwohl diese Formulierung irreführend ist, zumindest wer plant rein mit der Sprache zu arbeiten. Korrespondierende Studiengänge wären z.B. Anglistik oder Amerikanistik für Dolmetscher der englischen Sprache. Es werden drei Jahre Zeit investiert um dann doch nicht mehr Geld zu verdienen – überlegt es euch also gut (Wer Lust drauf hat: Go for it!). Wer in den Assistenz- bzw. Sekretariatsbereich wechselt hat wiederum viele Möglichkeiten sich auch dort Abschlüsse zu erarbeiten, die einen Karrieresprung ermöglichen. Wer Zeit und Lust hat kann ​hier ​einmal stöbern.

Schwierigkeiten

Insbesondere Schulabgänger ohne Erstausbildung stehen vor einigen Schwierigkeiten. Zwar sind sie formell für die Ausbildung zum Dolmetscher und Übersetzer qualifiziert, oft sind sie jedoch mit einer Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin (die schneller geht) meist besser dran. Es hilft somit sich vorher Gedanken über seinen späteren Beruf zu machen und sich ggf. eine Ehrenrunde zu ersparen. Wer vorher bereits Fremdsprachenkorrespondentin war, weiß worauf sie sich einlässt und hat weniger Probleme bei der Auswahl

Kosten & Finanzierung

Erfahrungsberichte

Erfahrung Erfahrungsberichte Interview

Dinge die dir keiner Verrät

Vor- und Nachteile

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