RENOFA

EINLEITUNG 

Vorbemerkung

Bevor ihr weiterlest, stellt bitte sicher, dass ihr auch richtig seid. Die Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten oder Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten ist nicht bundeseinheitlich sondern variiert von Bundesland zu Bundesland beziehungsweise von Rechtsanwaltskammer zur Rechtsanwaltskammer. Wenn ihr aus Bremen, Berlin, Region Braunschweig, Celle, Oldenburg, Hamm oder Schleswig kommt werdet ihr zur Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten ausgebildet. In allen anderen Regionen wird lediglich die Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten angeboten.

Tätigkeiten und Aufgaben

Rechtsanwälte und Notare helfen Bürgern und Unternehmen, wenn es kniffelige Rechtsfragen zu Themen wie Familien- Erb oder auch Gesellschaftsrecht gibt. Bei Kaufverträgen, Grundbucheinträgen oder Scheidungen wird zudem oft ein Notar gebraucht. Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte halten “ihren” Anwältinnen und Notarinnen den Rücken frei und organisieren den Kanzlei- oder Notariatsablauf.

Allgemeine Aufgaben
  • Terminplanung

  • Pflege des Kalenders

  • Bearbeitung des Postein- und ausgangs

  • Rechnungen schreiben

  • vorbereitende Buchführung

  • Mandanten Empfangen

  • Telefonanlage bedienen

  • Bürobestellungen machen

Spezielle Aufgaben
  • Mandatsabrechnung nach Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG)

  • Notierung von Fristen, Führung des Fristenbuches und Berechnung von Fristen

  • Anlage von Akten

  • Schriftsätze verfassen, nach Vorlage oder Diktat sowie korrigieren

  • Abschriften von Urkunden erstellen zugehörige Akten führen

  • Entwurf von unterschiedlichsten Verträgen (z.B. Kauf- oder Eheverträge

  • Korrespondenz mit Gerichten, Behörden und Mandanten

Voraussetzungen

Du kannst dich mit jedem Schulabschluss für eine Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten bewerben. Viele “Ratgeber” legen Nahe über ein Abitur oder Fachabitur zu verfügen, ich würde mich davon jedoch nicht abschrecken lassen, denn diese Angaben stimmen nicht. Wir haben sehr erfolgreiche Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte gesehen, die mit einem Hauptschulabschluss die Ausbildung gemacht haben. Arbeitgeber haben zwar eine Präferenz für höhere Schulabschlüsse, Fakt ist aber auch, dass es ein großes Nachwuchsproblem gibt und Arbeitgeber oft nicht die Auswahl haben.

Neben dem Schulabschluss gibt es weitere Voraussetzungen, die du nur aber mit dir selber ausmachen kannst. Du solltest große Freude am Arbeiten mit Gesetzestexten sowie schriftlicher Arbeit haben. Im Alltag wirst du sehr viel schriftlich mit Behörden oder Mandanten korrespondieren, weshalb du ein gutes Gefühl für die deutsche Sprache besitzen solltest. Du solltest zudem sorgfältig Arbeiten können und einbe hohe Verschwiegenheit besitzen. Eine starke Kundenorientierung und ein sympathisches Auftreten helfen auf jeden Fall weiter.

Bewerbung

Viele Rechtsanwälte und Notare sparen sich teure Stellenanzeigen für Ausbildungsplätze. Es macht Sinn sich mit Kanzleien in der Nähe eures Wohnortes zu beschäftigen und Suchmaschinen zu verwenden. Des Weiteren findet ihr bei der Suche Anwaltsverzeichnisse, die alle Anwälte in der Gegend auflisten. Auf der Homepage findet ihr manchmal die Information, ob die Kanzlei auch ausbildet. Wenn ihr nichts findet würde ich einfach anrufen und mich persönlich erkundigen. Die Bundesagentur für Arbeit hilft ebenfalls bei der Suche wie die für euch zuständige Rechtsanwaltskammer. Wir werden auch oft gefragt ob wir Azubis kennen also fragt uns gerne.

  • Online-Jobbörsen
  • Google (z.B. Rechtsanwälte München, Karrierebereich, Ausbildung)
  • Zeitungen (eher selten heutzutage)
  • Die Bundesagentur für Arbeit
  • Rechtsanwaltskammer
  • Uns fragen 

Wenn ihr wisst wo ihr eure Ausbildung machen wollt, müsst ihr eure Bewerbung auf den Weg bringen. Das geschieht heute fast ausschließlich digital, Bewerbungsmappen werden kaum noch angefragt. Den ersten Eindruck bekommt die Anwältin, oder Notarin oder der Bürovorsteher von eurem Anschreiben, weshalb ihr hier Zeit investieren solltet. Wir würden euch gerne ein Anschreiben für die Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten zur Verfügung stellen, wir raten aber davon ab Musteranschreiben zu verwenden. Erfahrungsgemäß werden diese viel zu häufig verwendet/kopiert und landen dann direkt im Papierkorb, weil sich alles gleich liest. Nehmt doch gerne diesen Leitfaden zur Orientierung. Das Bewerbungsschreiben sollte eure Motivation für den Beruf beinhalten und eure Vorstellungen wiederspiegeln. Neben dem Anschreiben gehört ein Lebenslauf und eure Zeugnisse in die digitale “Bewerbungsmappe” (also E-Mail).

Wenn alles klappt werdet ihr für den Ausbildungsplatz zur Rechtsanwalts- und notarfachangestellten zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Wir viele Bewerbungsratgeber gelesen und halten die Tipps für unbrauchbar. Fiese Fragen, Stressinterviews und Brainteaser werden kaum mehr angewendet. Rechtsanwalts- und notarfachangestellte werden von Kanzleien händeringend gesucht, deshalb handelt es sich in der Regel um gegenseitige Vorstellungsgespräche – auch Arbeitgeber werben um gute Mitarbeiter. Wer als Bewerber diese Position ausnutzt (“Was bieten Sie mir?”) wird jedoch dennoch auf Dauer keinen Erfolg haben. Die Regel ist: Höflich bleiben und professionell Vorgehen, dann klappt das schon. ​Typische Fragen für Auszubildende ​haben wir hier zusammengefasst.

Gehalt in der Ausbildung

Der Lohn in der Ausbildung zum Notarfachangestellten ist abhängig von der Größe und der Region, in der ihr eure Ausbildung macht. Die Gehälter schwanken von 400 – 700 EUR im ersten Lehrjahr und steigern sich auf 500 bis 900 im dritten Lehrjahr. Andere Branchen zahlen mehr, die Gehälter können jedoch später, wenn ihr den Kanzleien auch einen echten Mehrwert bietet, stark ansteigen. Die Rechtsanwaltskammer empfiehlt folgende Vergütung an die sich überwiegend gehalten wird: Tabelle

Die Frage nach dem Gehalt für die Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten wird am häufigsten gestellt und viele verlieren das Interesse, da andere Branchen besser zahlen. Einzelhandelskaufleute zum Beispiel verdienen in der Ausbildung oft mehr. Diese Betrachtung ist jedoch sehr kurzfristig und wir möchten inständig davor warnen. Ihr solltet somit immer das erzielbare Gehalt nach der Ausbildung und die entsprechenden Karrierechancen ansehen. Mit Berufserfahrung und ggf. einer Weiterbildung lassen sich im Kanzleiumfeld Gehälter von 36 bis 60 TEUR erzielen (abhängig von der Region), von diesen Steigerungen träumen Einzelhandelskaufleute oft nur. Es kann sich also durchaus lohnen Zeit und Mühe in die Ausbildung zu investieren.

Ablauf

Die Ausbildung zum Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten findet im dualen System, also dem Wechsel aus praktischer Ausbildung am Arbeitsplatz und Berufsschule, statt. Wir geben euch die wichtigsten Infos zum Ablauf der Ausbildung mit.
Die Ausbildung zur Notarfachangestellten dauert drei Jahre und lässt sich verkürzen, wenn vorher bereits erfolgreich eine Ausbildung abgeschlossen wurde oder sehr gute Leistungen vorliegen. Eine Verkürzung durch ein Abitur ist unter Umständen möglich, obliegt aber den Regelungen der jeweiligen Rechtsanwaltskammer. Als Faustregel gilt:

  • Mittlerer Schulabschluss: Verkürzung um bis zu 6 Monate Abitur/Fachabitur: Verkürzung um bis zu 12 Monate Vergleichbare Ausbildung angefangen: bis zu 12 Monate* *
**an verschiedene Bedingungen geknüpft

Ihr arbeitet in eurer Ausbildungskanzlei und erlernt von eurem Ausbilder alle wichtigsten Schritte in der Praxis. Das theoretische Wissen wird euch an den Berufsschulen vermittelt, die euch entweder im Blockunterricht (“ganze Woche Schule”) oder an einzelnen Tagen (z.B. immer Freitag) unterrichten. Wie bei allen anderen Ausbildungen auch müsst ihr ein Berichtsheft über eure erlernten Tätigkeiten führen und euch von einem Vorgesetzten unterschreiben lassen.

Berufsschule

In der Berufsschule habt ihr verschiedene Fächer, die euch gut auf den Beruf der Notarfachangestellten vorbereiten. Der Lehrplan erstreckt sich über drei Jahre, wir zeigen euch, was euch in den einzelnen Unterrichtsfächern erwartet.

Erstes Lehrjahr

Ihr lernt die Grundsätze der Büropraxis sowie Büroorganisation kennen. Der Rahmenlehrplan gibt folgende Inhalte für das erste Lehrjahr vor.

  • Beruf und Ausbildungsbetrieb präsentieren
  • Arbeitsabläufe im Team organisieren
  • Schuldrechtliche Regelungen bei der Vorbereitung und Abwicklung von Verträgen anwenden
  • Ansprüche außergerichtlich geltend machen

Zweites Lehrjahr 

  • Aufgaben im Personalbereich wahrnehmen
  • Geschäftsprozesse erfassen, kontrollieren und bewerten
  • Wirtschaftliche Einflüsse auf betriebliche Entscheidungen beurteilen
  • Sachenrechtliche Regelungen bei der Auftragsbearbeitung anwenden
  • Dienstordnungs- und beurkundungsrechtliche Vorschriften anwenden
  • Zivilrechtliche Zahlungsansprüche gerichtlich geltend machen

Drittes Lehrjahr 

  • Rechtsbehelf- und Rechtsmittelverfahren begleiten
  • Zwangsvollstreckungen bearbeiten
  • Ehe- und Partnerschaftsverträge vorbereiten
  • Urkunden bearbeiten
  • Liegenschaftsangelegenheiten vorbereiten und abwickeln
  • Erstanmeldungen im Handels- und Gesellschaftsrecht

Einsatzorte

Als Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte seid ihr für zahlreiche Einsatzorte qualifiziert. Die häufigste Tätigkeit ist natürlich in einer Kanzlei oder einem Notariat, in der Rechtsabteilung eines Unternehmens oder auch in anderen Fachabteilungen in Unternehmen. Häufig werden zudem Assistenz-Karrierwege eingeschlagen, bei denen Partnern oder Geschäftsführern der Arbeitsalltag erleichtert wird. Wir haben alle Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Berufsbilder hier aufgeführt.

Zukunftsaussichten

Die Zukunftsaussichten für Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte sind seit längerer Zeit sehr gut. Die fachliche Zuarbeit (z.B. Fristen notieren) darf nur von gelernten Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten erledigt werden, es besteht somit nicht die Gefahr, dass Quereinsteiger euch den Job wegnehmen oder die Löhne senken. Die Nachfrage nach Fachkräften ist in Kanzleien ist ungebrochen hoch. Durch die vielfältigen Qualifikationen seid ihr auch für andere Branchen attraktive Arbeitnehmer, die Gesamtaussichten sind somit sehr gut.

Weiterbildungsmöglichkeiten

Als Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte habt ihr zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten. Zum einen müsst ihr euch fragen bleibe ich in der Kanzlei oder möchte ich im Notariat arbeiten? Da ergeben sich der Rechtsfachwirt oder der Notarfachwirt als passende Weiterbildungen. Wer sich allgemeiner aufstellen will wählt oft einen Master oder Bachelor of Laws oder studiert etwas allgemeineres wie BWL oder Wirtschaftspsychologie. Die zahlreichen Weiterbildungen haben wir hier aufgeführt.

Arbeitszeiten und Urlaub

Während der Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten ist euer Urlaubsanspruch gesetzlich geregelt und ist abhängig von eurem Alter:

  • Unter 16 Jahre: 30
  • Unter 17 Jahre: 27
  • Unter 18 Jahre: 25
  • Volljährige: 24

Ausgelernte, volljährige Arbeitnehmer haben ebenfalls den 24 tägigen Urlaubsanspruch.In der Praxis gewähren Unternehmen jedoch 27 – 30 Tage Urlaub pro Jahr, häufig auch den Auszubildenden.
Das Arbeitsumfeld ist als elegant und seriös zu bezeichnen. Die Mitarbeiter von Notaren und Anwälten müssen gepflegt und ordentlich aussehen. Je nachdem welche Kleidervorschriften es gibt könnt ihr mit Hosenanzug/Anzug rechnen (selten), Stoffhose und Bluse/Hemd (häufig) oder einer freien aber doch gepflegten Kleiderwahl (sehr selten). Wer sich gar nicht mit Business-Kleidung anfreunden kann ist im Notariat oder in einer Kanzlei eher schlecht aufgehoben.

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moritzblog_redakteur

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