Die Weiterbildung zur Personalfachkauffrau ist für viele die erste richtige Weiterbildung um in den Personalbereich einzusteigen. Welche Karriereoptionen sich mit diesem Abschluss in Beratungsunternehmen für euch eröffnen, zeigen wir hier.
Welche Zulassungsvoraussetzungen für die Personalfachkauffrau gibt es?
Es gibt keine Zulassungsvoraussetzungen um die Weiterbildung zu beginnen, jedoch Prüfungsvoraussetzungen, um bei der IHK die Abschlussprüfung abzulegen. Ihr habt also während des Lehrgangs Zeit, etwaige Berufserfahrung nachzuholen. Um zur Abschlussprüfung zugelassen zu werden, müsst ihr folgende Voraussetzungen erfüllen:
Zulassungsvoraussetzungen
- 2 Jahre Berufserfahrung nach Abschluss einer kaufmännischen oder verwaltenden Berufsausbildung
oder
- 3 Jahre Berufserfahrung nach Abschluss einer anderen Ausbildung
oder
- 5 Jahre Berufserfahrung in einem anderen Job
zudem
- benötigt ihr den Ausbildereignungsschein (der meist nebenbei gelehrt wird)
- ihr müsst Personalbezug in eurem Job haben
Für wen eignet sich die Weiterbildung ?
Wer ein großes Interesse an Personalprozessen hat und seine Zukunft im stark nachgefragten Personalbereich sieht, hat mit Sicherheit gute Karten als Personalfachkauffrau. Da viele Assistentinnen und auch Hochschulabsolventinnen in den HR-Bereich wechseln wollen hilft es sehr, seine Expertise vorher durch die Weiterbildung aufzubauen und sich von den anderen Bewerberinnen abzuheben.
Welche Zeitmodelle gibt es?
Grundsätzlich müsst ihr nur bei der IHK die Prüfung ablegen, wir empfehlen jedoch inständig ein Institut oder Weiterbildungsträger aufzusuchen, da man euch dort sehr zielgerichtet auf die Prüfung vorbereitet. Ihr müsst vorab zwei grundlegende Entscheidungen treffen
- Vollzeit oder Teilzeit/Berufsbegleitend
- Präsenz oder Fernstudium
Alle Kombinationen sind denkbar. Selten lässt es der Job zu, dass man nebenher eine Weiterbildung in Vollzeit absolviert, deswegen entscheiden sich viele für die berufsbegleitende Variante. Wer zwischen zwei Jobs steht, hat mitunter auch die Zeit für eine Qualifizierung in Vollzeit (ich rate jedoch stark davon ab zu kündigen um schnell die Weiterbildung zu absolvieren). Für den Kurs in Vollzeit müsst ihr ca. 3 Monate einplanen, für Teilzeit ca. 8 – 12 Monate. Grundsätzlich bin ich ein Freund von Präsenzunterricht, weil ihr mit euren Weggefährten ein wichtiges Kontaktnetzwerk spannt, jede ist dabei aber anders. Manche Anbieter haben eine Mischform aus Präsenz- und Fernlehre, d.h. ihr könnt vorarbeiten wenn es ruhiger ist und pausieren wenn viel zu tun ist. Gerade im stressigen Alltag der Beratungsunternehmen kann man so seine Lernkapazität steuern.
Welche Lerninhalte erwarten zukünftige Personalfachkauffrauen?
Ihr lernt in dieser Weiterbildung 4 Hauptthemenbereiche kennen. Die Inhalte sind bei allen Weiterbildungsträgern identisch, da ihr in allen Bereichen auch eine Prüfung ablegen müsst. 4 Felder Matrix. (siehe WORD)
1. Personalarbeit organisieren & durchführen
- Personalbereich in die Gesamtorganisation des Unternehmens einbinden
- Personalwirtschaftliches Dienstleistungsangebot gestalten
- Prozesse im Personalwesen gestalten
- Projekte planen und durchführen
- Informationstechnologie im Personalbereich nutzen
- Beraten und Fachgespräche führen
- Präsentations- und Moderationstechniken nutzen
- Arbeitstechniken und Zeitmanagement nutzen
2. Personalarbeit auf der Grundlage rechtlicher Bestimmungen durchführen
- Individual- und Kollektivarbeitsrecht sowie verbundene Prozessrisiken
- Vergütungssysteme, Entgeltabrechnung und Sozialversicherungsrecht
- Sozialleistungen des Betriebes gestalten
- Personalbeschaffung durchführen
3. Personalplanung, -marketing & -controlling gestalten & umsetzen
- Konjunkturelle Einflüsse im Rahmen der Personalplanung
- Personalwirtschaftliche Ziele im Kontext der Unternehmensstrategie
- Personalbedarf ermitteln, Personalbedarfsplanung und Personalentwicklung
- Personalcontrolling
4. Personal- und Organisationsentwicklung steuern
- Mitarbeiter beurteilen und Potentialanalysen
- Personalentwicklungskonzepte entwerfen
- Qualitätsmanagement in der Personal- und Organisationsentwicklung
- Führungsmodelle und Führungsinstrumente anwenden, Führungskräfte beraten
- Betriebliche Arbeitsformen mitgestalten, Grundsätze moderner Arbeits- und Lernorganisation umsetzen
Welche Spezialisierungen gibt es bei der Personalfachkauffrau?
Diese Weiterbildung bietet keine Möglichkeit auf eine Spezialisierung, schneidet aber alle relevanten Themen einmal an. Meist entwickelt ihr später eine Präferenz für einen HR-Fachbereich und absolviert dann eine passende, fachspezifische Weiterbildung. Typische thematische Schwerpunkte im Personalwesen sind die Personalsachbearbeitung, Personalentwicklung, Personalbetreuung, Recruiting oder Personalmarketing.
Wie läuft die Prüfung ab?
Die Prüfung zur Personalfachkauffrau wird von der zuständigen IHK abgenommen. Ihr schreibt 4 Klausuren in den 4 Hauptbereichen, die jeden Inhalt (mit unterschiedlicher Gewichtung) abprüfen. In Summe ist jeder Themenblock 100 Punkte wert. Zudem erwartet euch ein fallbezogenes Fachgespräch in Form einer mündlichen Prüfung.
Wie läuft das Bewerbungsverfahren ab?
Für diese Weiterbildung müsst ihr keine Bewerbung verfassen, manchmal wird ein Motivationsschreiben verlangt. Die Teilnahmeplätze bei den Präsenzveranstaltungen sind jedoch begrenzt, es macht also Sinn sich frühzeitig anzumelden.
Wie sind die Karriereaussichten für Personalfachkauffrauen?
Durch die Weiterbildung qualifiziert ihr euch für zahlreiche HR-Einstiegspositionen. Wichtig ist jedoch, sich nicht direkt selbst zu überschätzen. Eine Position als Manager für Personalentwicklung werdet ihr nicht bekommen, nur weil ihr 2 Module belegt habt. Sieht man sich die Stellenausschreibungen von Beratungsunternehmen, Kanzleien oder Steuersgesellschaften an bemerkt man, dass die Personalfachkauffrau-Weiterbildung insbesondere bei Entry Level Jobs wie Recruiting Coordinator oder Personalsachbearbeiter gewünscht ist.
Persönliche Einschätzung: Einige Weiterbildungsträger werben mit enormen Karrieresprüngen im Personalsektor. In der Praxis sehen wir diese selten, und wenn, sind sie nicht unbedingt alleinig durch die Weiterbildung zur Personalfachkauffrau entstanden. Diese Weiterbildung ist hervorragend geeignet um erste Gehversuche in einem anderen Fachbereich zu machen, reicht aber im Normalfall nicht aus, um direkt eine Management- oder Leitungsfunktion zu erhalten.
Welche Kosten erwarten mich?
Die Kosten für die Weiterbildung zur Personalfachkauffrau bei einem Institut liegen bei ca. 3.000 EUR, eine gewisse Schwankungsbreite ist jedoch drin. Ob der Kurs 500 EUR mehr oder weniger kostet ist nicht relevant, wichtig ist eine hochwertige Ausbildung und die optimale Vereinbarkeit mit eurer gegenwärtigen Lebenssituation.
Förderung und Finanzierung
Oft fördern Arbeitgeber Weiterbildungen finanziell, fordern aber zudem selbst einen längeren Verbleib im Unternehmen ein. Überlegt euch dabei gut, ob ihr euch wegen der Kostenübernahme binden wollt. Viele Weiterbildungsanbieter geben euch die Möglichkeit einer Ratenzahlung. Für die Weiterbildung könnt ihr zudem Meister-Bafög beantragen und müsst vermutlich nicht den vollen Betrag zurückzahlen. Selbstzahler können die Weiterbildungskosten zudem anteilig von der Steuer absetzen. Mehr über die Finanzierung von Weiterbildungen findet ihr hier.
Welches Gehalt kann eine Personalfachkauffrau erwarten?
Das Gehalt für frische Personalfachkauffrauen und -männer in Professional Service Firms ist abhängig von den übernommenen Aufgaben sowie euren Vorerfahrungen. In einer Funktion als Personalsachbearbeiterin oder Recruiting Coordinator könnt ihr mit Gehältern von 36.000 TEUR bis 48.000 TEUR kalkulieren. Wer den Wechsel in den Personalbereich anstrebt sollte ggf. frühzeitig darüber nachdenken, bevor die Fallhöhe eines hohen Personal Assistant-Gehaltes zu groß wird. Wer als Assistentin 55 TEUR verdient wird es sich drei Mal überlegen für 45.000 in eine Entry Level HR-Funktion zu wechseln.
Lohnt sich die Weiterbildung zur Personalfachkauffrau?
Oft sind Bewerberinnen unsicher, welche Weiterbildung sie wirklich zu ihren Karrierezielen bringt. Die Personalfachkauffrau IHK ist mit Sicherheit ein guter erster Schritt, die Ernüchterung ist direkt nach dem Abschluss zum Teil groß. Der Personalbereich ist sehr stark frequentiert von Bewerbern und die Erwartungshaltung überall direkt ein Vorstellungsgespräch zu bekommen, zerbröckelt schnell. Es macht Sinn in seiner eigenen Branche, bzw. in der Nähe der Beratungsunternehmen zu bleiben, da ihr hier Branchen- und Fachkenntnisse gleichzeitig mitbringt.
Persönliche Einschätzung: In vielen Gesprächen mit Personalverantwortlichen und Absolventinnen habe ich unterschiedliche Erwartungshaltungen kennengelernt. Nach internationalem Qualifikationsrahmen ist die Weiterbildung auf “Bachelor Niveau” – Es ist aber kein Bachelor oder Studium im üblichen Sprachgebrauch. Personalentscheider haben oft viel Zeit in ihr Bachelor- oder Masterstudium oder ein Diplom investiert und hören sich von Bewerbern ungerne an, dass eine 12 Monatige Weiterbildung genauso viel Wert sein soll. Wer sich zu sehr als Akademiker fühlt und betont, dass er studiert hat und zu höheren Aufgaben berufen ist, wird bei seinen Kollegen früher oder später auch anecken. Kurz: Nutzt diese Weiterbildung für den fachlichen Wechsel und “work hard in silence and let success make the noise”.
Erfahrungsberichte


