Notarfachwirtin

Notarfachwirte kennen sich mit der Materie so gut aus, dass sie für eine Führungsaufgabe oder die Leitung eines ganzen Notariats qualifiziert sind. Was euch bei dieser beliebten Weiterbildung erwartet und worauf Arbeitgeber wert legen, erfahrt ihr hier.

Notarfachwirt – Notarfachassistent – Inspektor im Notardienst – Wo ist der Unterschied?

 Die Weiterbildung zur Notarfachwirtin ist die häufigste, dementsprechend wird auch am meisten darüber geschrieben. Wir möchten zum einen auf die Weiterbildungsübersicht Notariat verweisen und die Logik der Studiengänge weiter erklären. Jede Notarkammer hat eigene Ausbildungsrichtlinien und Weiterbildungsstufen (z.B. Azubi und Fachwirt). Diese sind nicht einheitlich und unterscheiden sich je nach Kammer. Es ist aber dennoch möglich z.B. in Berlin einen Notarfachwirt zu machen (im Fernstudium) und damit in Bayern zu arbeiten. Es zählt immer nach welcher Prüfungsordnung an welchem Standort ihr die Prüfung gemacht habt, nicht wo ihr wohnt. Werfen wir einen Blick auf die Weiterbildungsangebote je nach Bundesland: GRAFIK

Nochmal zurück auf Anfang: Die Notarkammern haben unterschiedliche Weiterbildungsverordnungen verabschiedet, die man nur im jeweiligen Bundesland schaffen kann. Entweder ihr macht die Weiterbildung bei eurer Kammer (gemäß Tabelle) oder ein Fernstudium bzw. Präsenzstudium mit Blockwochen am jeweiligen Sitz des Weiterbildungsträgers (der Notarfachwirt in Berlin ist z.B. sehr begehrt).

Welche Zulassungsvoraussetzungen für den Notarfachwirt gibt es?

Um die Weiterbildung zur Notarfachwirtin absolvieren zu können müsst ihr ein paar Voraussetzungen erfüllen.

Zulassungsvoraussetzungen
  • Abgeschlossene Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten / Notarfachangestellten
  • 3 Jahre Berufspraxis im erlernten Beruf 

oder

  • 6 Jahre Berufspraxis in einem Notariat (z.B. bei Quereinsteigern)

Geht die Weiterbildung zum Notarfachwirt auch in Teilzeit?

Viele Seminaranbieter bieten eine Vorbereitung auf die Prüfung durch die Rechtsanwaltskammer vor, vergleichbar mit einem Studium. Aufgrund der Vielzahl an Instituten gibt es sowohl Vollzeit als auch Teilzeit-Modelle sowie die Möglichkeit an Präsenzunterricht teilzunehmen oder über ein Fernstudium weitergebildet zu werden. Welcher Typ ihr seid, müsst ihr selber rausfinden.

Für wen eignet sich die Weiterbildung?

Die Weiterbildung ist konzipiert für Mitarbeiterinnen in Notariaten, die sich viel tiefer in die fachliche Arbeit einfinden möchten. Sie eignet sich insbesondere wenn eine langfristige Tätigkeit in einem Notariat oder einer Kanzlei angestrebt werden soll, wer sich

 

perspektivisch andere Aufgaben wünscht (z.B. Einstieg ins Personalwesen) sollte einen anderen Kurs wählen.

Welche Inhalte erwarten mich beim Notarfachwirt?

Wir informieren hier über verschiedene Weiterbildungen im Allgemeinen, ihr werdet euch, wenn es konkret wird mit Sicherheit Unterlagen von verschiedenen Instituten anfordern und dabei feststellen: die Lerninhalte weichen etwas ab. Warum? Die Prüfungsordnung ist von der jeweiligen Notarkammer verabschiedet und diese ist Sache der Bundesländer. Die Inhalte heißen anders, sind in anderen Modulen aufgeteilt aber unter dem Strich sind die Kurse sehr ähnlich. Deswegen nicht wundern. Euch erwarten folgende Lerninhalte:

Lerninhalte
  • Dienst- und Standesrecht
  • Bürgerliches Recht
  • Vertragsrecht
  • Liegenschafts- und Grundbuchrecht
  • Familien- und Erbrecht
  • Handels- und Gesellschaftsrecht
  • Registerrecht
  • Kostenrecht
  • Gebührenrecht
  • Beurkundungsrecht
  • Zwangsvollstreckungen
  • Office Management / Büroorganisation
  • Mandantenbetreuung
  • Personalwirtschaft

Wie läuft die Prüfung zum Notarfachwirt?

Die Institute bereiten dich nur vor, die Prüfung wird jedoch von einem Gremium der Notarkammer abgehalten. Meistens besteht die Prüfungskommission aus Mitarbeitern der Notarkammer und Mitarbeitern vom Fach (also andere Notarfachwirte). Die Prüfung erfolgt schriftlich und mündlich. Wer die Prüfung besteht, erwirbt den begehrten Titel “geprüfter Notarfachwirt” bzw. “geprüfte Notarfachwirtin”.

Wie lange dauert die Weiterbildung zur Notarfachwirtin?

Der Zeitaufwand ist verglichen mit anderen Weiterbildungen relativ hoch, da die Inhalte komplex sind und die Weiterbildung auch nachhaltig weiterbilden soll. Es wird empfohlen die Weiterbildung berufsbegleitend zu absolvieren, da die Lerninhalte auch angewendet werden sollen. In so einem Format sind 3 bis 4 Semester, also 1,5 bis 2 Jahre einzuplanen. Die Vorlesungen finden meist in Blöcken (a 1 oder 2 Wochen) statt und sind auf 4 Hauptblöcke aufgeteilt.

Karriereaussichten für Notarfachwirte

Die Karriereaussichten für Notarfachwirte sind hervorragend, sofern die Chancen auch genutzt werden. Notare haben in allen Bundesländern massive Nachwuchsprobleme. Die Ausbildungszahlen zur Notarfachangestellten sind rückläufig, viele gehen lieber studieren. Die Nachfrage nach Notarfachwirtinnen oder auch nur Notarfachangestellten ist unglaublich groß, in manchen Städten ist ein regelrechter Preiskampf entbrannt (in München sind Gehälter von 60 bis 90 TEUR keine Seltenheit). Aber nochmal alles zurück auf Anfang: Die Perspektiven sind gegeben, sie müssen aber genutzt werden. Wer seinen Notarfachwirt-Titel nur als Dekoration nutzt (Gehaltserhöhung bei gleichbleibenden Aufgaben) ist irgendwann nur ein sehr teurer Mitarbeiter. Zum Teil klagen Notare auch, dass die Mitarbeiter gar keine Lust auf Karriere (wie z.B. eine Leitungsfunktion) haben und lieber einer gut bezahlten, leichteren Tätigkeit nachgehen – wer hier Gas geben will hat richtig gute Karten.

Wieviel kostet die Weiterbildung zum Notarfachwirt?

Für die Weiterbildung sind je nach Anbieter zwischen 3.000 und 4.000 Euro einzuplanen. Die Investition ist verglichen mit den Verdienstaussichten als eher gering zu bezeichnen. Wer für die Präsenzblöcke einen weiteren Fahrtweg hat muss zudem Übernachtungs- und Reisekosten mit einplanen. Die Prüfungsgebühr von knapp 250 Euro ist eher gering und im Hinblick auf die Gesamtkosten vernachlässigbar.

Förderung und Finanzierung

Wer sich dafür entscheidet muss überlegen ober die Kosten selber trägt oder den Arbeitgeber die Weiterbildung bezahlen lässt. Nachdem Notare großes Interesse an einer Fortbildung der Mitarbeiter haben werden die Kosten oft übernommen. Wer selbst zahlt, kann es aus seinem laufenden Einkommen finanzieren und sich die Kosten von der Steuer zurückholen oder hat unter einigen Voraussetzungen Anspruch auf Meister-Bafög. Alle Finanzierungsmöglichkeiten findet ihr hier.

Wieviel verdient ein Notarfachwirt? 

Bei juristischen Berufen hängt es sehr stark davon ab, wo ihr arbeitet – weshalb auch keine Durchschnittswerte möglich sind. Begegnet bitte Seiten die Zahlen mit Durschschnittswerten in den Raum stellen immer mit einer großen Skepsis. Meist wollen sie nur eine Click-Prämie von einem Weiterbildungsanbieter abstauben und schreiben irgendeinen Murks, der euch scheinbar die gewünschte Information liefert.

Es gibt 4 Haupt-Einflussfaktoren auf ein Gehalt, daraus ergeben sich Millionen Kombinationsfaktoren, ein Durchschnitt ist hierbei wenig aussagekräftig, oder?

Einflussfaktor Region:

Bei Gehältern gibt es strukturell bedingt ein starkes Nord-Süd sowie Ost-West-Gefälle. Auch wenn die Anzahl der Notare begrenzt ist, ist die Nachfrage in Großstädten wie München deutlich größer als in Bochum. Eine hohe Nachfrage treibt somit das Gehalt.

Einflussfaktor Umfang:

Ist der Notar ausschließlich als Notar tätig (z.B in Bayern) oder ist er ein Rechtsanwalt & Notar (z.B. in NRW)? Wer nur nebenher notarielle Angelegenheiten beurkundet kann im Normalfall beim Gehalt für seine Notarfachwirtin nicht aus dem vollen Schöpfen bzw. ist nicht bereit dieses Gehalt zu zahlen.

Einflussfaktor Business Case:

Beglaubigt der Notar Zeugnisse und Eheverträge oder nur Immobilientransaktionen und Unternehmensverkäufe? Je nach Ausrichtung des eigenen Mandantenstamms kann der Umsatz zwischen Hunderttausenden Euro oder Millionen Euro schwanken. Je größer der Umsatz, desto größer ist die Möglichkeit seine Mitarbeiter teilhaben zu lassen. Es gibt sehr großzügige Notariate und solche, die nur das Mindestgehalt zahlen um gerade so Mitarbeiterinnen zu finden.

Einflussfaktor Stundenlohn:

Stundenlohn klingt etwas nach Ferienjob, hilft aber bei der Betrachtung. Ist das vermeintlich hohe Gehalt durch viele unbezahlte Überstunden erkauft? Ein hoher Bruttobetrag ist manchmal gar nicht mehr so hoch, wenn man die investierten Stunden gegenrechnet. Im Notariaten treffen wir oft auf die Problematik, dass es zum einen eine hohe Nachfrage von Mandanten gibt (“Viel Arbeit”) aber einen Engpass an Mitarbeitern. Daraus ergeben sich zum Teil sehr stressige Arbeitsbedingungen. Es gibt aber auch Notariate, die einfach mehr Personal einstellen um die Arbeitsbelastung pro Kopf gering zu halten.

Fakt ist aber, Notarfachwirte sind ein knappes Gut. Wenn ihr bei eurem aktuellen Arbeitgeber keinen deutlichen Gehaltssprung macht, dann bei einem anderen Notar. Die Weiterbildung ist auf jeden Fall wertvoll für einen Karriere- und Gehaltssprung.

Lohnt sich die Weiterbildung zur Notarfachwirtin?

Ob sich die Weiterbildung zur Notarfachwirtin lohnt hängt von der eigenen Karriereplanung ab. Viele Notariate oder Kanzleien arbeiten mit Instituten zusammen und bieten den Kurs als reguläre Nebenleistung zum Gehalt an. Wer sich aber perspektivisch nicht in diesem Bereich sieht und lieber etwas ganz anderes machen möchte (“Marketing?”) sollte lieber zu einem allgemeinbildenden Studium greifen. Wer Spaß an der juristischen Arbeit hat, wird – sofern er den passenden Job dazu findet – große Freude haben und sagen: Ja, es lohnt sich. Diese Einschränkung muss genannt werden, denn in Strukturschwachen Regionen liegen Leitungsfunktionen oder Notariate generell nicht auf der Straße.

 

Erfahrungsberichte

moritzblog_redakteur

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