Leitender Notarmitarbeiter

“Leitender Notarmitarbeiter” ist das Pendant der neuen Bundesländer zum Notarfachwirt und qualifiziert zu neuen Aufgaben im Notariat, einer Führungsfunktion oder sogar der Leitung eines gesamten Notariats.

 

Zulassungsvoraussetzungen

Die Weiterbildung zur leitenden Notarmitarbeiterin wird von einigen privaten Weiterbildungsträgern oder Hochschulen in Zusammenarbeit mit der Ländernotarkasse Leipzig angeboten. In vielen alten Bundesländern folgt auf die Ausbildung zur Nofa oder Reno die Weiterbildung zur Notarfachwirtin, in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern ist die vergleichbare Stufe die leitende Notarmitarbeiterin. Für die Weiterbildung benötigt ihr:

Voraussetzungen
  •  Erfolgreich abgeschlossene Ausbildung zur Notargehilfin oder Notarfachangestellten
  • dreijährige Berufspraxis

oder

  • Mehrjährige Berufserfahrung in einem Notariat für alle ohne Notar-spezifische Ausbildung

Für wen eignet sich die Weiterbildung

Die Weiterbildung eignet sich für Mitarbeiter in Notariaten, die gerne komplexere Aufgaben mit mehr Verantwortung übernehmen möchten. Die Lehrinhalte sind sehr spezifisch (z.B. Kostenrecht) und lassen sich eher in einem Notariat oder einer Kanzlei einsetzen. Wer die Weiterbildung ​nur macht um die Notariats-Branche perspektivisch zu verlassen, sollte eine andere Weiterbildung wählen. ​Dennoch sind leitende Notarmitarbeiter & Notarfachwirte in der freien Wirtschaft sehr begehrt – es handelt sich also nicht um eine Einbahnstraße, nicht falsch verstehen.

Studienmodelle

Die Weiterbildung zur leitenden Notarmitarbeiterin wird als berufsbegleitendes Fernstudium von der Ländenotarkasse in Leipzig über die Beuth Hochschule angeboten und ist auf die Dauer von 4 Semestern, also 2 Jahre angelegt. Insgesamt sind vier Präsenzwochen (eine pro Semester) vorgesehen, in denen ihr euch austauschen könnt und weitere Lektionen vermittelt bekommt. Im Worst Worst Case ließen sich die Präsenzwochen also mit dem Urlaub decken, unter Umständen habt ihr Anspruch auf Bildungsurlaub aber im besten Fall werdet ihr für so eine wichtige Weiterbildung von eurem Chef einfach freigestellt.

Lerninhalte

Die Lerninhalte sind vergleichbar mit dem Notarfachwirt. Ihr erlangt fundierte Kenntnisse in den Bereichen:

Lerninhalte
  • Dienst- und Standesrecht
  • Bürgerliches Recht
  • Vertragsrecht
  • Liegenschafts- und Grundbuchrecht
  • Familien- und Erbrecht
  • Handels- und Gesellschaftsrecht
  • Registerrecht
  • Kostenrecht
  • Gebührenrecht
  • Beurkundungsrecht
  • Zwangsvollstreckungen
  • Office Management / Büroorganisation
  • Mandantenbetreuung
  • Personalwirtschaft

Prüfung

Es werden nach jedem Semester in jeder Präsenzphase schriftliche Klausuren geschrieben, die von einem Gremium der Ländernotarkasse abgenommen werden. Insgesamt erwarten euch also vier Klausurphasen, was verglichen mit einer großen Abschlussprüfung stark den Druck herausnimmt.

Bewerbungsverfahren

Nachdem die Weiterbildung zur leitenden Notarmitarbeiterin von nur sehr wenigen Anbietern überhaupt angeboten wird, sind die Plätze schnell weg. Bevorzugt behandelt werden Teilnehmer aus den neuen Bundesländern (für die es ja auch konzipiert ist), es können jedoch auch Teilnehmer aus den anderen Bundesländern zugelassen werden. Ein förmliches Bewerbungsverfahren gibt es nicht, es kann aber helfen seine Motivation in Form eines Motivationsschreibens zu erklären.

Dauer & Zeitaufwand

Für die Weiterbildung sind 2 Jahre berufsbegleitend einzuplanen. Einen schnelleren Vollzeitkurs gibt es derzeit nicht, da man möchte, dass die erlernten Kenntnisse auch praktisch im Berufsleben angewendet werden. Insgesamt sind während des Kurses vier Einsendeaufgaben zu bearbeiten. Die meisten Lerninhalte bearbeitet ihr in eurer Freizeit zu Hause oder in der Kanzlei, wenn wenig zu tun ist – jeder kann sich sein Pensum selbst einteilen. Die 16 Lerneinheiten (“Blöcke” oder Fächer) sind so konzipiert, dass man sie neben einem Vollzeit-Job schaffen kann.

Karriereaussichten

Insgesamt sind die Karriereaussichten im Notariat gut, die Aussage ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Wenn du dich für eine Tätigkeit als leitende Notarmitarbeiterin interessierst, wohnst du ​wahrscheinlich in den neuen Bundesländern. Hier gibt es viele strukturschwache Regionen, du solltest dich also vorher über Notariate in der Umgebung informieren. Größere Städte wie Leipzig und Dresden haben schon eine deutlich größere Nachfrage nach qualifiziertem Personal. Häufig wird gefragt: Ist die Weiterbildung zur leitenden Notarmitarbeitern auch in anderen Bundesländern anerkannt? Wer zum Beispiel Lust hat in München, Frankfurt oder Hamburg zu arbeiten wird mit Sicherheit mit Angeboten überhäuft werden – egal ob (nur) Notargehilfin oder leitende Notarmitarbeiterin, die genauen Prüfungsinhalte wird niemand auf die Goldwaage legen.

Kosten

Der Lehrgang kostet ca. 4.500 – 5.500 Euro und wird meist im Fernstudium mit Präsenzphasen angeboten. Zusätzliche Kosten können deshalb durch die Übernachtung bei den Präsenzveranstaltungen entstehen.

Förderung und Finanzierung

Sehr viele Arbeitgeber fördern die Weiterbildung anteilig oder sogar komplett – sie erwarten dann jedoch auch einen Verbleib in der Kanzlei bzw. dem Notariat. Aus diesem Grund kann es sinnvoll sein, die Kosten selbst zu tragen. Eine Übersicht der Finanzierungsmöglichkeiten findet ihr hier.

Gehalt

Leider gibt es bei Kanzleiberufen nach wie vor ein starkes Nord-Süd sowie Ost-West Gefälle bei den Gehältern. Da der leitende Notarfachangestellte für die neuen Bundesländer konzipiert ist, fällt auch das Gehaltsniveau (mit Ausnahme Berlin) deutlich niedriger aus. Leitende Mitarbeiterinnen in Notariaten verdienen zwischen 36.000 und 42.000 Euro im Jahr, in Ballungsräumen wie Dresden und Leipzig kann es auch mehr sein.

 

moritzblog_redakteur

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