Gute von schlechten Arbeitgebern unterscheiden

An wen richtet sich dieser Artikel? Wir gehen davon aus, dass du dich gerade in einem Bewerbungsprozess befindest oder zumindest beginnst dich nach neuen Arbeitgebern umzusehen. Wir erklären dir hier, anhand welcher Indizien du eine Entscheidung fällen kannst, ob der neue Arbeitgeber eine Bewerbung lohnt oder ob du schnell das Weite suchen solltest.

Welche Methoden habe ich überhaupt

Grundsätzlich hast du leider keinerlei Möglichkeit vorher alles über ein Unternehmen zu Wissen, du musst deine eigenen Erfahrungen machen. Es gibt jedoch Indizien, die dir zeigen ob es eher in eine positive oder negative Richtung geht. Wichtig, die Anzeichen sind wirklich nur als Indizien und nicht Beweise zu werten, oft stecken dahinter Gründe. Beispiel lange Reaktionszeit auf eine Bewerbung: Entweder ist das Unternehmen schlecht ​oder ​die HR-Managerin ist schlichtweg krankheitsbedingt ausgefallen.

Indiz 1: Die Stellenanzeigen-Frequenz

Wer wie wir im sehr spezialisierten Markt der Professional Services Firms unterwegs ist, kennt früher oder später etwa 70% der Namen im Markt – sofern er regelmäßig die neuesten Stellenanzeigen liest. Bei Kanzleien oder Wirtschaftsprüfern mit mehreren 100 Personen in Frankfurt ist es keine Seltenheit, dass häufig Stellenanzeigen vakant sind. Zum einen gibt es immer eine gewisse Anzahl von Wechseln, zum anderen wachsen die Beratungsunternehmen auch und benötigen dafür Personal. Wenn jedoch eine spezifische Position (das erkennt ihr am Inhalt der Stellenanzeige) immer und immer wieder alle paar Monate ausgeschrieben ist, handelt es sich vermutlich um eine Schleudersitz-Position. Hier also lieber die Finger weg.

Indiz 2: Schulhof-Gerüchte

Wer einen bestimmten Ausbildungshintergrund wie Rechtsanwaltsfachangestellte oder Fremdsprachenkorrespondentin hat, verfügt meist über ein kleines Netzwerk an ähnlichen Bekannten – egal ob von der Berufsschule oder von ehemaligen Arbeitgebern. Schulhof-Gerüchte sind also, was man sich untereinander beim Kaffe-Klatsch erzählt. Das sind dann zwar keine validen Informationen, jedoch auch weitere Indizien. Ich persönlich bin der Meinung, man sollte sich immer vor Ort selbst ein Bild machen, wenn diese Gerüchte aber in Summe mit den anderen Indizien ein gemeinsames Bild ergeben, solltet ihr auch woanders nach einem neuen Job suchen.

Indiz 3: Was sagen die Mitarbeiter

Die besten Aussagen können natürlich nur von Mitarbeitern getroffen werden bzw. ehemaligen Mitarbeitern, die erst vor kurzem ausgeschieden sind. Diese sind jedoch leider wenig auskunftswillig. „Wo erschließt sich der Mehrwert und warum sollte ich das einer Fremden erzählen?.“ Ich habe schon erlebt wie Mitarbeiter über die Business-Netzwerke angeschrieben wurden. Die deutlichste Warnung war ein “Dazu möchte ich mich nicht äußern” meistens bleiben die Anfragen doch unbeantwortet. Es ist klug sich in seinem Freundes- und Bekanntenkreis einmal umzuhören, am ehesten bekommt man dort Informationen. Es hilft sich auf einen Kaffee zu treffen, niemand übermittelt prekäre Informationen wenn er mitgeschnitten werden kann. Das klingt total nach Agentenfilm, ich habe diese Verhaltensweisen aber oft schon in echt gesehen.

Indiz 4: Reviews auf Bewertungs-Plattformen

Wie in diesem Artikel beschrieben taugen die Plattformen relativ wenig für valide Bewertungen. Für Indizien (durchgehend 1-Sterne Bewertung) sind sie aber auf jeden Fall brauchbar. Viel mehr gibt es an dieser Stelle dazu nicht zu sagen.

Die ersten 4 Punkte bzw. Indizien kann man vorab, d.h. vor einer Bewerbung in Erfahrung bringen. Die nächsten Unterscheidungsmerkmale können dann aber nur im konkreten Bewerbungsverfahren abgeprüft werden.

Indiz 5: Professionalität im Bewerbungsprozess

Man sieht bereits im Bewerbungsprozess, ob das Unternehmen neue Mitarbeiter als Human Resources, also als wertvolles Teil der Wertschöpfungskette wahrnimmt oder als austauschbare Personen, die ja schließlich irgendwo arbeiten müssen. Natürlich sagt das niemand, es ist mehr eine Gefühlssache. Wechseln die Ansprechpartner dauernd? Gibt es zeitnah Rückmeldungen? Wird auf Bewerberwünsche eingegangen? Wird die Gelegenheit gegeben Fragen zu stellen etc. ? Ihr bekommt schon schnell ein Gefühl ob sich das Unternehmen um euch bemüht oder ob ihr beliebig ersetzbar seid.

Indiz 6: Gefühl beim reinkommen

Das beste Gefühl vermittelt ein Unternehmen wenn man reinkommt, in diesem Kontext zum Vorstellungsgespräch. Wie ist der Empfang drauf, wie verhalten sich die Mitarbeiter untereinander, kommt der Chef vorbei und schnauzt jemanden an? Unternehmen, denen ihre Mitarbeiter vollkommen egal sind, reißen sich auch dann nicht zusammen, wenn neue potentielle Kandidaten vor Ort sind. Das sind dann meist gewachsene Strukturen die sich so eingespielt haben. Achtung, wenn die Stimmung direkt beim reinkommen sehr gedrückt ist!

Indiz 7: Eindruck im Gespräch

Ein super Anzeichen sind natürlich die Verhaltensweisen von Personalentscheidern im Gespräch, erfahrungsgemäß agiert HR  feinfühliger als die Partnerschaft. Sätze wie “Dann wird bei uns wieder krank gefeiert” oder “dann schmeißen wir die einfach raus” zeigen sehr gut, wie Arbeitgeber über Mitarbeiter denken. Auf der anderen Seite ist die Abwesenheit von negativen Äußerungen im Umkehrschluss leider kein positives Signal – HR-Profis wissen wie sie sich verhalten müssen, um Bewerber für sich zu gewinnen.

Indiz 8: Verhalten im lockeren Rahmen

Oft gibt es bei anspruchsvollen Positionen mehrere Gesprächsrunden um die Bewerberinnen auf Herz und Nieren zu testen. Gerne wird ein informelles Mittagessen mit dem Team genutzt um herauszufinden, ob jemand auch auf der menschlichen Ebene passt. Das Unternehmen hat das Ziel euch dabei abzuprüfen, ihr könnt jedoch genauso herausfinden, wie die Stimmung im Team ist und ob sich auch andere auf dem Absprung befinden. Idealerweise findet so ein Mittagessen ohne den Partner statt sondern nur unter Assistentinnen. Ich kenne auch Bewerber, die selbst um so ein informelles Mittagessen gebeten haben.
Diese Indizien helfen euch hoffentlich gute von schlechten Arbeitgebern zu selektieren. Hinterher ist man immer schlauer, wer sich gründlich vorher damit beschäftigt wird vermutlich weniger überrascht werden. Wir arbeiten mit vielen Professional Services Firms zusammen und stellen bei Bedarf gerne den Kontakt her.

moritzblog_redakteur

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