Die Wichtigkeit von Netzwerken

Was ist eigentlich ein Netzwerk?

Zugegeben, kaum ein Begriff wurde in den letzten 10 Jahren stärker überstrapaziert als “Netzwerk”. Im Business-Bullshit-Bingo ist der Begriff ganz weit vorne und kann von nichtssagend zu enorm hilfreich ausgeprägt sein. Ein Netzwerk sind meines Erachtens ​nicht ​oberflächliche Online-Kontakte die sich dadurch auszeichnen möglichst viele Personen zu kennen bzw. in seiner Kontaktliste zu haben. Ein funktionierendes Netzwerk besteht aus belastbaren Kontakten in der eigenen Branche, die einem bei Fragestellungen helfen, denen man aber im Gegenzug auch hilft. Wir sprechen hier von rezipropkem Altruismus (“Ich helfe dir, du hilfst mir”). Das Netzwerk zeichnet sich dadurch aus, dass man in einem Austausch steht und verbunden ist, hierbei ist es egal ob persönlich, per Mail oder per Telefon.

Worauf kommt es bei einem Netzwerk an?

Ich habe mein Netzwerk in den Professional Services Firms in den letzten Jahren sehr intensiv bearbeitet und ausgebaut. Mir sind dabei einige Gesetzmäßigkeiten aufgefallen, die ich gerne teilen möchte. Wie gesagt, die Anzahl an Kontakten bringt dich nicht weiter, denn auf die meisten Kontakte kannst du dich sowieso nicht verlassen (meist werden nur Eigeninteressen verfolgt). Manchmal kann nur ein(!) guter und engagierter Netzwerkkontakt ausreichend sein und 100 oberflächliche Kontakte ersetzen. In vielen Business-Netzwerken sind oft “Kontakte-Sammler” die sich mit allen möglichen Personen vernetzen und dann den Eindruck erwecken, sie wären allseits bekannt. Des Weiteren sind oft viele Schwätzer dabei, die nur ihr eigenes Produkt andrehen wollen. Es hilft also ein kleines aber gutes Netzwerk zu unterhalten.

Welche Vorteile bietet mir ein starkes Netzwerk

Sehen wir uns also einmal im Detail an, wie ein starkes Netzwerk dir Vorteile verschafft. Wirklich heiße und seltene Jobs (“Once in a Lifetime Gelegenheit”) werden sehr häufig direkt über persönliche Netzwerke besetzt und gehen überhaupt nicht an den regulären Jobmarkt (also z.B.
Stellenangebote). Es ist zudem oft so, dass manche Jobs so erfolgskritisch für ein Unternehmen sind oder so viel Diskretion benötigen, dass man sich lieber einer persönlichen Empfehlung bedient als auf eine reguläre Bewerbung von außen zu setzen. Ein starkes Netzwerk lässt einen auch ruhig schlafen, wenn zum Beispiel durch eine drohende Kündigung, Stellenabbau oder eine Umstrukturierung der eigene Job in Gefahr ist, können gute Netzwerkkontake in kurzer Zeit eine Folgebeschäftigung arrangieren. Meistens ist das erstbeste Angebot zwar nicht das Beste, es beruhigt einen aber ungemein. Kanzleien, Steuerberater oder Unternehmensberatungen sind berufsbedingt sehr verschwiegene Unternehmen, weshalb es nicht leicht ist an belastbare Insights zu kommen. Mit guten Netzwerkkontakten bekommt man valide Informationen aus erster Hand. Ein starkes Netzwerk kann sich zudem auch finanziell auszahlen, manchmal zahlen Netzwerkontakte auch eine ​Geldprämie für eine Kontaktvermittlung. ​Wichtig ist, dass ihr niemals Kontakte vermittelt nur des Geldes wegen, macht euch vorher ein Bild und teilt euer Netzwerk nur, wenn Ihr auch ein gutes Gefühl habt.

Was muss ich ins Netzwerk geben?

Ein Netzwerk sollte niemals eine Einbahnstraße sein, oder helft Ihr gerne Freundinnen, die sich nur melden, wenn sie etwas brauchen? Auf der anderen Seite kann man jedoch auch nicht nur und immer helfen, nur weil man eine Anfrage bekommt (“Stichwort ausgenutzt werden”). Stellt euch lieber die Fragen: Kann ich helfen? Geht das unkompliziert? Habe ich den Hilfesuchenden auch als hilfsbereit erlebt? Falls die Fragen bejaht werden können, macht es auch Sinn die Zeit zu investieren. Wie gesagt, ein Netzwerk muss nicht riesig sein, es reicht manchmal eine Person. Diese wenigen Kontakte sollten dann aber gut gepflegt werden.

Wie pflege ich ein Netzwerk?

Es gibt keine festen Regeln, wie man ein Netzwerk richtig pflegt. Zu den wichtigsten Netzwerkkontakten solltet ihr einen eher engen Draht pflegen und alle paar Monate einmal einen kurzen Austausch suchen. Aufhänger und Themen gibt es genug, sei es der letzte Urlaub oder die Kanzleieröffnung am Standort X. Stammtische, Messen und Veranstaltungen sind zudem ebenfalls eine gute Gelegenheit um das Netzwerk zu pflegen. Manche Berufsverbände wie zum Beispiel der Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten („ReNos“) haben regionale Stammtische, in denen in regelmäßigen Abständen Treffen stattfinden. Gerade im persönlichen Austausch und im privaten Rahmen kann das Netzwerk gedeihen und belastbarer werden. Ich plane regionale Stammtische, gibt es von eurer Seite Interesse? Lasst mir eine Mail da.

Wie hilft die 7-Kontakte-Regel beim netzwerken?

Die 7-Kontakte-Regel stammt ursprünglich aus dem Marketing und geht auf Neurowissenschaften zurück. Über die Regel lassen sich ganze Artikel verfassen, wir beschränken uns nur auf die wichtigste Kernaussage. Kontakte werden besser/belastbarer, je häufiger sie stattfinden. Nach nur einem Kontakt erinnern sich manche nicht mal an den Namen des Gegenübers. Erst ab dem siebsten Kontakt gilt eine Bekanntschaft erst als wirklich belastbar. Das bedeutet für uns: Wichtige Kontakte sollten systematisch gepflegt und regelmäßig aufgefrischt werden. Das starke Netzwerk kann sich auf jeden Fall langfristig für dich auszahlen, ich würde hier ein bisschen Zeit investieren.

moritzblog_redakteur

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