Absagegründe nach einer Bewerbung gibt es gefühlt viele – sofern man sie denn erfährt. Diese Vielzahl täuscht jedoch, betrachtet man die Gesamtheit aller Absagegründe landet man immer wieder bei den gleichen Punkten. 90 Prozent der Absagen sind aus den hier folgenden Gründen. Lasst euch also nicht verunsichern, das geht fast allen so und ist vollkommen natürlich.
Gehalt
Das Gehalt zählt bei einer Bewerbung zu den häufigsten Absagegründen. Das kann unterschiedliche Ursachen haben, die Stelle ist niedriger budgetiert, im Team arbeitet eine Kollegin mit sehr schlechtem Gehalt, man braucht keine so starke Kandidatin auf der Stelle oder das Gesamtgehaltsniveau ist in diesem Beratungsunternehmen niedriger. Das sind jedoch Fragen, die sich vor einem Bewerbungsgespräch klären lassen. Mit dem Gehalt als Absagegrund können viele Leben, jedoch ist das auch genau deshalb eine gerne vorgeschobene Ausrede.
Qualifikation
Die mangelnde Qualifikation ist ein weiterer häufiger Absagegrund, weil Partner oder Personalmanager einen schriftlichen Nachweis wollen, dass man sich für diesen Bereich spezialisiert hat. Natürlich ist eine Mitarbeiterin, die sich die Qualifikationen ohne Nachweis selbst beigebracht hat stärker als eine Kandidatin die in einem Seminar war, aber die ganze Zeit geschlafen hat. Im Zertifikate- und Zeugnis-Land Deutschland sieht das aber leider anders aus. Wer seine Qualifikation somit nicht beweisen kann, zieht manchmal den Kürzeren.
Expertise
Expertise und Qualifikation werden gerne verwechselt, Expertise ist, was du konkret gemacht hast in den letzten Jahren, also die echte Berufserfahrung fernab der Schulbank. Bei der Expertise werden oft Schätzwerte verwendet wie “mindestens 5 Jahre Berufserfahrung” obwohl jemand in einem Hochleistungsumfeld auch nach 2 Jahren auf diesem Niveau sein könnte. Wem diese Expertise nicht zugetraut wird, der wird auch nicht eingeladen um es unter Beweis zu stellen.
Fremdsprachenkenntnisse
Gerade im Umfeld der Professional Services Firms sind Fremdsprachenkenntnisse oft sehr wichtig, da Deutschland als Investitionsstandort viele ausländische Investoren anlockt. Die Selbsteinschätzung geht erfahrungsgemäß bei Fremdsprachen am stärksten auseinander. Wer augenscheinlich die angegeben “verhandlungssicheren Englischkenntnisse” nicht hat (z.B. keine Auslandsaufenthalte und nur bei deutschen Arbeitgebern” wird oft aussortiert, ohne je den Nachweis erbringen zu können. Das ist zwar nicht die Regel, kommt aber häufiger vor.
Werdegang
Hier mal ein Wechsel zu viel oder dort mal die Probezeit nicht geschafft kommen auch bei guten Mitarbeitern vor. Wer jedoch andauernd kurze bis sehr kurze Stationen hat oder häufig die Profession wechselt d.h. mal Assistenz, dann Serviceberater im Autohaus, dann Gastro, dann wieder Assistenz wird früher oder später aussortiert. Es gibt keine Faustregel ab wann das passiert, der Absagegrund “komische Vita” ist jedoch sehr häufig und irgendwann leider fast unumkehrbar.
Arbeitszeugnisse
Arbeitszeugnisse sind eine Wissenschaft für sich. Wenn die Zeugnisse in Summe durchgehend schlecht sind hat das manchmal einen Grund und bewegt neue Arbeitgeber zu einer Absage. Ein schlechtes Zeugnis kommt auch mal vor oder ist weil der Aussteller selbst keine Ahnung hat schlecht – die Masse macht dann den Eindruck. Da Arbeitszeugnisse in Deutschland meistens gut ausfallen (auch wenn schlecht gearbeitet wurde) sind die Absagen deshalb eher selten. Absagen aufgrund schlechter Schul- oder Ausbildungsleistungen kommen dann schon eher vor – insbesondere bei Berufseinsteigern.
Bewerbung
Das Thema “Bewerbung an sich” ist ein komplexes Zusammenspiel aus Angebot und Nachfrage. Es gibt sehr heiß begehrte Positionen auf die viele Bewerbungen kommen, da kommen meist nur wenige sehr starke Bewerbungen in die engere Wahl. Wenn es also viele Bewerbungen gibt ist alleine die statistische Wahrscheinlichkeit, dass deine hervorsticht gering. Deine individuelle Bewerbung an sich (d.h. Anschreiben und Lebenslauf) kann jedoch genauso ausschlaggebend sein. Wenn die Unterlagen schlecht aufbereitet/formuliert sind wird sie wohl eher aussortiert werden. Hier greift das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Bei vielen Bewerbungen wird eine schlechte eher aussortiert, bei wenigen/keinen schaut man sich auch schlechte Bewerbungen einmal näher an.
Sympathie
Sympathie ist ein ganz entscheidender Faktor im Bewerbungsprozess. Wenn man sich gegenseitig nicht sympathisch ist, ist es ganz unwahrscheinlich, dass man sich am Ende einig wird. Auf der anderen Seite hat es auch für dich Vorteile, du willst ja nicht für jemanden arbeiten, mit dem du nicht klar kommst.
Von vorne herein keine Chance
Manchmal handelt es sich um Fake-Anzeigen, die eigentlich gar keine Bewerber anziehen sollen. Je nach Firmen-Policy kann es sein, dass so ein Job extern ausgeschrieben sein muss, damit der Prozess fair bleibt. Uneigentlich gibt es aber bereits einen internen Favoriten für diese Rolle. Hier kannst du nicht gewinnen.
Anzeige längst abgelaufen
Insbesondere bei Unternehmen, die viele Stellen ausgeschrieben haben und wenige Personaler beschäftigen vergessen mal Stellenanzeigen in den Börsen zu deaktivieren. Diese blöße “Sorry haben wir vergessen” geben sich manche nicht und schicken eine Absage ohne Begründung.
Diese Gründe stecken zu 90% hinter allen verschickten Absagen. Wie du sehen kannst hängt es nicht immer zwangsläufig an dir. Allein dieses Wissen, dass es so viele nicht beeinflussbare Gründe haben kann, sollte dir die Absage erleichtern.
Fazit
Wie du siehst reduzieren sich die unterschiedlichsten Absagegründe dann im Normallfall doch nur auf die Standard Begründungen. Die meisten sind absolut nachvollziehbar und sollten nicht am Ego kratzen. Allein durch die Tatsache, dass du dich mit all diesen potentiellen Begründungen auseinander gesetzt hast hilft dir, eine Absage besser wegzustecken.

