Kanzleien und andere Unternehmensberatungen haben einen hohen Anspruch an ihre Mitarbeiter, sowohl auf der Beraterseite als auch im Admin-Bereich. Größere und internationalere Beratungsunternehmen mit strukturierten HR-Prozessen greifen mitunter auf Testverfahren vor einer Einstellung zurück. Die häufigsten Tests stellen wir euch kurz vor.
Warum wird überhaupt getestet?
Die Frage ist berechtigt. Als hochqualifizierte Fremdsprachenkorrespondentin, Rechtsanwaltsfachangestellte oder Partnerassistenz kannst du heute losgehen und hast in einer Woche verschiedene Jobangebote auf dem Tisch, völlig stressfrei. Auch wenn im Durchschnitt eher die Beratungshäuser bei den Bewerberinnen Schlange stehen gibt es viele Premium-Arbeitgeber, bei denen wiederum viele arbeiten wollen. Einige dieser Arbeitgeber überschlagen sich mit Gehalt und Nebenleistungen und bieten z.B.
- Home Office
- 13 + 14 Gehalt
- Fahrkostenerstattung
- Kostenlose Kita
- Umfangreiches Versicherungspaket für Mitarbeiter + Familie
- Firmenwagen
Man bekommt bestimmt irgendwo anders schnell einen passablen Job, so ein umfangreiches Paket bieten jedoch wie wenigsten. Und einige dieser Top-Arbeitgeber haben standardisierte Testverfahren um die Personalauswahl transparent zu gestalten.
Schmaler Grad
Bewerberinnen sind im Regelfall nicht begeistert so gründlich überprüft zu werden, zumal es am Arbeitsmarkt Alternativen gibt, bei denen ein lockeres Kennenlerngespräch für ein Jobangebot reicht. Tiefgreifende Tests wie Persönlichkeitstests stoßen auf breiter Front auf Ablehnung, einige Tests machen jedoch Sinn, auch für euch. Wenn der Arbeitgeber zum Beispiel spezifische Anforderungen an eine Software, ein Fremdsprachenniveau oder Fachkenntnisse hat, hilft ein vorheriger Test Fehlentscheidungen zu vermeiden. In der Probezeit gekündigt zu werden ist für keine Seite angenehm. Wer zudem gut darauf achtet wer in sein Team passt hat im Normalfall auch ein angenehmeres Team – es werden schließlich passende Personen gesucht und nicht eine dumme, die´s halt macht.
Wo häufiger getestet wird
Bei kleinen und mittelständischen Beratungshäusern finden selten strukturierte Testverfahren statt. Zum einen lohnt sich der finanzielle Aufwand nicht, zum anderen gibt es auch oft nicht genug Kandidatinnen um zu vergleichen. Am häufigsten findet man strukturierte Testverfahren in amerikanisch oder britisch-stämmigen Kanzleien und Beratungshäusern. Am häufigsten tauchen dort, nachvollziehbarer Weise, Sprachtests auf. Die beliebtesten Testverfahren stellen wir euch jetzt vor.
Fremdsprachen
Am häufigsten abgeprüft werden die Sprachkenntnisse, mit einem besonderen Fokus auf die benötigten Fremdsprachenkenntnisse. Das bedeutet, es werden sowohl die Deutschkenntnisse als auch die (meist) Englischkenntnisse überprüft. Es gibt bereits fertig validierte Tests wie TOEFL oder Cambride, der Aufwand (Zeit und Geld) ist jedoch für eine Bewerbungssituation zu hoch. Meistens gibt es einen Multiple-Choice-Test für Grammatik und Rechtschreibung sowie ein persönliches Gespräch in der jeweiligen Fremdsprache. Das reicht fast immer aus um das benötigte Niveau mit dem gebotenen Niveau abzugleichen.
Rechtschreibtest
An die Fremdsprachentests knüpfen die Rechtschreibtests direkt an. In jedem Sekretariat, in jeder Kanzlei und jeder Steuer- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft muss die Rechtschreibung bei den Assistentinnen sitzen. Es ist in der Korrespondenz mit Mandanten, Behörden oder auch intern einfach nur peinlich, wenn grobe Rechtschreibfehler sich häufen. Natürlich passiert das mal, sollte aber nicht die Regel sein. Typischerweise gibt es hier einen Multiple-Choice-Test oder ein kleines Diktat um häufige Fehler (wie Dass und Das) abzuprüfen. Oft zeigt sich aber schon im Anschreiben ob es eklatante Mängel gibt und man kommt erst gar nicht so weit.
Konzentrationstests
Gerade im Sekretariat, wo viel mit großen Textmengen, Zahlen und Daten gearbeitet wird, ist Konzentration wichtig. Es gibt verschiedene Konzentrationstests, die euch Buchstaben zählen, Zahlen finden oder Wörter erkennen lassen. Wir gehen an dieser Stelle nicht so vertieft darauf ein, da diese Tests bei sowohl berufserfahrenen Bewerberinnen als auch Berufseinsteigerinnen inzwischen nur noch sehr selten vorkommen. Im Rahmen von Azubi-Assessment-Centern kann das mal geprüft werden. Nachdem alle Unternehmen inzwischen Nachwuchsprobleme auf Azubi-Seite haben ist das auch hier sehr unwahrscheinlich geworden.
Anschläge pro Minute
Anschläge pro Minute ist die ultimative Machtdemonstration von Alpha-Sekretärinnen. Spaß beiseite, die Kennzahl sagt im Grunde, wie oft kann ich pro Minute einen Knopf auf der Tastatur drücken und dabei einen Text produzieren. In anderen Worten: Wie schnell kannst du am PC schreiben. Dieses Testverfahren haben wir sehr selten gesehen und das auch eher in sehr konservativen und altbackenen Sozietäten, die an ihren Prozessen seit Jahrzehnten nichts verändert haben (hier wurde bei einer z.B. die Bewerbungsmappe per Post angefordert). Die Schreibgeschwindigkeit ist nichts, wovon man eine Einstellung abhängig machen sollte. Der Assistenzberuf ist so komplex und erfordert ein viel breiteres Skillset als nur zu tippen.
Allgemeinwissen
Wenig aussagekräftig und daher auch wenig überprüft sind Allgemeinwissenstest. Sie sagen im Grunde nur aus, was die Person neben ihrer Arbeit so alles gelesen und im Fernsehen gesehen hat. Man kann letztlich keine Rückschlüsse daraus ziehen, ob eine Bewerberin im Job gut performen kann, weil sie weiß wann die Titanic gesunken ist (1912). Allgemeinwissenstests werden daher eher auf Azubi/Trainee/Entry Level-Niveau angewandt um ein Gespür dafür zu bekommen, wie gut eine Person sich mit allgemeinen gesellschaftlichen Themen auskennt.

