Was ist Jobhopping?
Ein Job-Hopper “hüpft” von einem Job zum nächsten, also leichtfüßig und in relativ kurzen Zeitabständen. Job-Hopper ist nicht eindeutig geregelt, deshalb finden sich in der Fachliteratur verschiedene Ausprägungen des Begriffs. Zum einen werden “Oft-Wechsler” so bezeichnet, zum anderen aber auch “ Zu-Oft-Wechsler”, der eine Begriff ist also negativ konnotiert. Definitorisches Gerede interessiert hier niemanden, lasst uns zu den Inhalten kommen.
Wo ist es okay
Es gibt Berufsgruppen bei denen es vollkommen normal ist alle 12 – 24 Monate den Job zu wechseln. Wenn es alle machen gilt diese Verweildauer als das neue normal und alle finden sich damit ab. Bei IT-Spezialisten ist das zum Beispiel der Fall, dort sind Wechsel üblich und alle haben sich an kurze Verweildauern gewöhnt. In Assistenzpositionen sind zu häufige Wechsel nicht gerne gesehen, kommen jedoch vor. Liest man Karriereratgeber motivieren einige dieser Bücher, Blogs und Autoren dazu häufig zu wechseln (“Sei mutig, Chaka!). Solche isolierten Aussagen (allgemeines Verhalten) auf spezifische Branchen angewendet (Professional Services Firms) halte ich für verkehrt. Man muss Verweildauern immer im spezifischen Kontext der Branche sehen. Da gerade in der Unternehmensberatung, in Kanzleien oder Steuer- und Wirtschaftsprüfungssgesellschaften viel Vertrauen nötig ist („sensible Mandanten Informationen“) sind zu häufige Wechsel ungerne gesehen.
Vorteile
Das häufige Wechseln von Jobs bietet einer Arbeitnehmerin verschiedene Vorteile. Wer jahrelang den gleichen Job macht, sammelt zwar am Anfang schnell neue Erfahrungen, die Lernkurve flacht jedoch ab. Wer regelmäßig wechselt lernt ständig Neues und wächst so an seinen Aufgaben. Mehr Kontakte zu Kolleginnen, Partner:innen, Berater:innen oder auch Mandant:innen lassen das eigene Kontaktnetzwerk wachsen – ein großer Vorteil, sofern man in der Lage ist es zu nutzen. Fast immer ist ein Wechsel mit einem Gehaltsplus verbunden (oft 10% Plus oder mehr) – interne Gehaltssteigerungen alle 2 Jahre um 10 Prozent sind seltener. Im Normalfall wechselt niemand für eine schlechtere Position, d.h. langfristig ist auch ein Aufstieg in der Hierarchie deutlich wahrscheinlicher. Wer darauf achtet bei renommierten Arbeitgebern zu landen hat nach einigen Jahren auch einen elitären Lebenslauf. An dieser Stelle wirkt es so, als wäre Job-Hopping der Königsweg für einen schnellen Aufstieg. Mit allen Vorteilen kommen aber auch ebenso viele Nachteile.
Nachteile
Am Anfang geht es recht schnell hier und da Mal 10 Prozent mehr Gehalt mitzunehmen, diese Kurve flacht sich aber zunehmend ab. Es gibt zwar Assistentinnen, die 70, 80 oder 90.000 Euro verdienen, diese Positionen sind aber dementsprechend selten und liegen nicht auf der Straße. Mit jedem Wechsel verliert ihr auch das lieb gewonnene soziale Umfeld. Ein belastbares Netzwerk aus freundschaftlichen Kollegen ist für die eigene psychische Gesundheit oft mehr Wert als ein paar Hundert Euro mehr Netto. Wer zu den Job Hoppern gehört wird sich an dieser Stelle denken – “Na und? Ich kriege trotzdem immer einen Job!” – soweit richtig. Die Nachfrage nach Assistentinnen ist so gut, dass es immer irgendwo einen Job gibt – aber Job ist nicht gleich Job. Trotz Fachkräftemangel und Bewerbermarkt gibt es sehr gute Arbeitgeber, bei denen man unbedingt arbeiten möchte – zu diesen hat man aber oft keinen Zugang, man stellt lieber Mitarbeiter ein mit denen man lange planen kann. Das bedeutet, wer ständig wechselt bekommt bei den Top-Sozietäten keinen Fuß in die Tür, merkt das aber selbst nicht, weil gefühlt ja dennoch unendlich viele Angebote bestehen – wenn auch bei nicht so empfehlenswerten Arbeitgebern. Der Arbeitsmarkt ist in den letzten 10 Jahren genauso wie die Wirtschaft sehr gut gelaufen, es kann auch einmal anders aussehen. Sollte sich der Markt von Bewerber- hin zu einem Arbeitgebermarkt drehen, kann es wieder von Vorteil sein über einen konsistenten Werdegang zu verfügen (zugegeben, es ist unwahrscheinlich).
Das andere Extrem
Ein anderes Phänomen ist es, zu lange auf einen Job Wechsel zu warten. Auch hier gilt, ja es gibt immer einen Job für euch, aber wir suchen ja nach unserer individuellen Nadel im Heuhaufen. Wer zu lange auf der gleichen Position bleibt, dem wird oft Betriebsblindheit, Trägheit oder Angst vor Veränderung nachgesagt. Das muss gar nicht so sein, oft kommt ihr aber gar nicht dazu Personalmanager:innen oder Partner:innen im persönlichen Gespräch das Gegenteil zu beweisen. Wichtig: Nicht jede ist Karrierefrau und wild auf einen Aufstieg – ich möchte hier niemandem Angst machen. Wenn alles läuft und ihr euch wohlfühlt sehe ich keine Veranlassung für einen Wechsel.
Ausnahme
Wann wird ein Wechsel nicht als Job Hopping gewertet? Nun es gibt keine offiziellen Vorgaben dazu, deswegen bewertet den Fall auch jeder anders. Ich kann aber die häufigsten Feedbacks von Personalmanagern und Partner spiegeln, weshalb sich schon ein wenig Konsens ergibt. Wechsel mit einem Partner/Team von zum Beispiel Kanzlei A zu Kanzlei B werden nicht so gewertet, denn ihr habt eurem Team ja Treue bewiesen. Bei internen Wechseln springt ihr zwar auch von Job zu Job, seid aber eurem Arbeitgeber treu geblieben – das wird euch nicht nachteilig ausgelegt. Wechsel zu Tochtergesellschaften werden ebenso wenig gezählt – zugegeben, im Kosmos der Professional Services Firms sind diese Konstrukte eher selten. Weitere Ausnahmen gibt es bei wechseln nach betriebsbedingten Kündigungen (das muss auch so im Zeugnis stehen) oder bei befristeten Verträgen.
Ab wann ist es zu viel
Wie viele Wechsel in welcher Zeitspanne sind denn nun okay? Wer den Artikel bis hier gelesen hat weiß: Viele Faktoren und Ausnahmen spielen eine Rolle, es wäre populistisch eine Zahl X zu nennen. Dauerhafte Verweildauern von unter 1 Jahr sind sehr ungerne gesehen, 1-2 Jahre werden als kurze Stationen gezählt. Wer 3-4 Jahre in einem Job verbleibt, beweist in einem eher schnelllebigen Markt wie dem der Professional Services Firms Arbeitgebertreue. Stationen von 4-6 Jahren sind sehr gerne gesehen.
“Wat muss dat muss”
Man kann noch so gründlich in der Auswahl seiner Arbeitgeber sein, skeptisch bis kritisch, und doch kann man mehrere Male in Folge falsch liegen. Mir sind aus dem persönlichen Umfeld auch Fälle bekannt, die 3 Stationen (Verweildauer unter 12 Monate) in kürzester Zeit hintereinander absolviert haben. Wenn es wirklich nicht funktioniert, trotz Personalgespräch die Missstände nicht umkehrbar sind und Ihr jeden Tag mit Bauchschmerzen zur Arbeit geht: Zieht die Reißleine, Jobhopping hin oder her. Manchmal muss man einfach
Umgang mit häufigen Wechseln
Die Frage nach den Wechselgründen von Job zu Job ist wohl die allerhäufigste bei Personalmanagern und Partnern, auch bei eher arbeitgebertreuen Mitarbeitern. Bei häufigen Wechseln werden die Gesprächspartner die Zeugnisse gründlicher Lesen und genauer Nachhaken. Wer entweder das Gefühl hat er müsse sich rechtfertigen oder die Erfahrung gemacht hat (Personaler haben bereits intensiv gefragt) können die Wechselmotivationen in den Lebenslauf schreiben oder im Anschreiben ausformulieren – das nimmt schon viel Wind aus den Segeln.
Pro Tipp: ““Ich war unterfordert” bei jedem Jobwechsel anzugeben ist genauso abgedroschen wie auf die Schwächen Frage mit “Ich bin zu ehrgeizig” zu antworten.
Wichtig ist es die Wechsel gut begründen zu können ohne dabei Schuldzuweisungen zu verteilen. Offenheit und Ehrlichkeit bringt oft weiter als eine wilde Geschichte, die vielleicht sowieso keiner glaubt. Lästern ist sowieso tabu, das ist klar.