Es passiert relativ selten, äußert selten sogar, es ist aber möglich von der Assistenz zur Beraterin zu werden. Häufig wird dieser Wunsch damit begründet selbst für die wichtigen Entscheidungen verantwortlich zu sein, andere wiederum finden die Tätigkeiten der Chefin spannend. Manche möchten es sich selbst beweisen, andere wiederum möchten es anderen Beweisen. Die Wünsche sind vielfältig, oft wird der Plan aufgrund der recht hohen Eintrittsbarrieren verworfen, darauf kommen wir aber noch zu sprechen.
Wie kann ich überhaupt selbst Beraterin werden?
Es gibt offizielle Zugangsvoraussetzungen, die auch auf den Karriereseiten der Professional Services Firms stehen und Vorgaben, die nur Insidern bekannt sind. Nahezu alle Beratungsunternehmen setzen auf der Beraterseite ein Studium voraus (mit ein paar Ausnahmen). Mit Studium ist hier nicht ein 8-monatiges “Studium” zum Finanz-Manager gemeint sondern ein richtiges Studium zum Bachelor oder Master nach dem Bologna-Prozess bzw. ein Diplom von einer Universität. Um in einer Rechtsanwaltskanzlei, Steuerberatungs- oder Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Verantwortung übernehmen zu können ist zudem noch das jeweilige Berufsexamen zur Rechtsanwältin, Steuerberaterin oder Wirtschaftsprüferin nötig. Diese Vorgaben sind deutlich, plausibel und auch transparent. Bei den großen Unternehmensberatungen, so erzählt man sich, ist ein sehr direkter Werdegang wichtig – d.h kein Quereinstieg, das Abitur muss auf dem ersten Bildungsweg abgeschlossen sein, das Studium sollte an einer Universität erfolgt sein und nicht an einer FH. In Spezialberatungen wie für IT sind sehr tiefe Fachkenntnisse nötig, die bevorzugt in einem Hochschulstudium erworben wurden. Somit herrscht an dieser Stelle schon einmal Chancengleichheit, mit einem abgeschlossenen Studium könntet ihr bei vielen Beratungshäusern tatsächlich schon auf die Consulting-Seite wechseln.
Welche Arten von Beraterin kommen in Frage?
Im deutschen Beratermarkt dominieren 4 bis 5 Beratungsdienstleistungen, die für einen Großteil des Branchenumsatzes verantwortlich sind. Dazu zählen Rechtsberatung, Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, allgemeine Unternehmensberatung (also z.B. Strategieberatung) und spezielle Unternehmensberatung (z.B. IT). Daraus ergeben sich natürlich die Berufsbilder für euch, Rechtsanwältin, Steuerberaterin oder Wirtschaftsprüferin. Unternehmensberater an sich ist kein geschützer Begriff, wir sprechen jedoch von „richtigen“ Unternehmensberatern – ich glaube wir alle Wissen, worum es geht.
Wieviel Zeit sollte ich einplanen?
Wer gerade im Job steckt muss sich auf einen langen Weg einstellen. Für die Ausbildung zur Rechtsanwältin (d.h. Studium und Referendariat) sind ca. 10 Jahre in Vollzeit einzuplanen, ein Vollzeit-Studium im Bereich BWL verschlingt ebenfalls 3-4 Jahre um später als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer arbeiten zu können. Die Ausbildungsdauer ist somit für jeden, der nicht Anwältin werden möchte weitaus kürzer.
Wie sind die Verdienstmöglichkeiten
Die Verdienstmöglichkeiten rangieren wirklich “Von Bis” und sind nicht aussagekräftig. Rechtsanwältinnen im ersten Berufsjahr verdienen zwischen 40.000 und 140.000 Euro, abhängig davon ob man in einer sehr bodenständigen Kanzlei oder einer großen US-Transaktionskanzlei arbeitet. Angehende Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer steigen nach der Uni mit 40.000 bis 50.000 Euro Bruttojahresgehalt in den Job ein, eine Executive Assistant liegt zu diesem Zeitpunkt in diesen Unternehmen oft schon bei 55.000 bis 60.000 Euro. In den Städten, in denen Berater Top-Gehälter verdienen sind auch die Verdienstchancen für gehobene Assistentinnen sehr gut – also nur wegen des Gehalts die Seiten wechseln zu wollen macht keinen Sinn. Ein Wechsel aus dem Sekretariat in die Beratung sollte nur (!) aus Interesse an der Materie und Spaß am Beraterjob gemacht werden, Status, Anerkennung und mehr Gehalt kann man sich auch leichter holen.
Lohnt sich der Aufwand ?
Der Aufwand ist relativ groß, da die Karriere nochmals von vorne begonnen wird. Niemand rechnet euch die bisherigen Berufsjahre im Sekretariat an. Bevor man sich entscheidet diesen Weg zu gehen und nochmals 4 bis 10 Jahre zu investieren sollte reflektiert werden, möchte ich das wirklich machen oder stecken andere Gründe dahinter. Wenn es um Themen wie Gehalt, Anerkennung und Wertschätzung geht, sind andere Karrierewege im Sekretariat auch möglich. Auch die Berater klagen über genau diese Punkte, es gibt immer einen “da oben” (selbst bei Partnern). Das Gras ist somit nicht immer grüner auf der anderen Seit, behaltet das bitte immer im Kopf.

