Viele Mütter und Väter stehen früher oder später vor der vermeintlichen Entscheidung sich für Kinder oder für Karriere zu entscheiden. Heutzutage ist es längst keine Entweder-Oder-Entscheidung mehr sondern kann alle Schattierungen dazwischen annehmen. Der enorme Wachstum der Beratungsbranche in Kombination mit einem immer schärfer werdenden Fachkräftemangel birgt viele Karrierechancen abseits der klassischen Karrierepfade.

Was ist eine Karriere

Was bedeutet “Karriere machen” denn aber genau. Geht es um Status, geht es um Geld oder geht es um renommierte Arbeitgeber auf der Visitenkarte? Letztlich muss jeder für sich selbst definieren, was er unter einer Karriere versteht. Im Allgemeinen lässt sich jedoch festhalten, dass es eine Mischung aus Wertschätzung, Gehalt, Expertenfunktion und Selbstwirksamkeitserfahrungen ist – dazu muss man keine DAX40 Managerin sein. Einen erfüllenden Job mit viel Verantwortung, einem guten Gehaltspaket und Vertrauen der Partnerschaft lässt sich bei guter Organisation auch mit Kind erreichen – sowohl in Vollzeit als auch Teilzeit. 

Abstriche nötig 

Um jedoch wirklich Karriere mit Kind zu machen musst du dich erstmal darauf einstellen, dass die Welt nicht fair ist und der Arbeitsmarkt für Mütter und Väter im direkten Vergleich etwas härter ist. Nicht jedes Unternehmen ist kinderfreundlich und nicht jedes kollegiale Sekretariat hat Verständnis für deine Situation. Das ist oft unfair, über Nacht wirst du jedoch nicht die Menschen ändern können also freunde dich lieber damit an. Wir suchen also zunächst ein Umfeld in dem Eltern gerne gesehen sind und bauen dort das Fundament für unsere Karriere.

Später ist nicht besser 

Es wird viel gerätselt, wann denn der richtige Zeitpunkt für ein Kind ist. Viele, die eine Karriere planen, wollen erst einen Vorsprung aufbauen und dann recht später Kinder bekommen. Das mag funktionieren – Fakt ist aber, dass die zuvor aufgebaute Position meist nachbesetzt ist, wenn man zurück kommt. Ich halte es somit für ein Gerücht, dass man erst vernünftig vorarbeiten muss. Es gibt nicht den richtigen Zeitpunkt, ein Kind stellt alles bisher bekannte auf den Kopf. 

Das richtige Setting zählt 

Anders als der Zeitpunkt ist jedoch essentiell, dass Ihr das richtige Setting für eure Karriere mit Kind habt. Dazu zählt insbesondere eine zuverlässige und lückenlose Betreuung. Wenn diese sichergestellt ist (am besten doppelt), sollten die Betreuungsszenarien auch einem neuen Arbeitgeber detailliert geschildert werden. Fragen dieser Art sind zumindest im Detail zu privat, deswegen macht es Sinn proaktiv den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Vom Ladenhüter zum Gamechanger

Ich kannte einmal einen Partner einer Kanzlei, der Partout keine Mütter einstellen wollte. Das lag an einer schlechten Erfahrung, die er mal mit einer Teilzeit-Mutter gemacht hat, die ständig alles stehen und liegen lassen musste, wenn mal etwas mit dem Kind war. Er hatte irgendwann enorme Probleme mit seiner Belegschaft, da auch die Vollzeitkräfte nicht so effizient gearbeitet haben. Irgendwann aus der Not heraus hat er nochmals eine “Teilzeit-Mutti” eingestellt und war irritiert von der Geschwindigkeit und Effizienz seiner neuen Mitarbeiterin. Die Frau wollte etwas bewegen, hat später das gesamte Sekretariat alleine geschmissen und für zwei verdient. Seit dem Tag ist der Anwalt einer der größten Fürsprechern von Müttern, hier wird oft sehr effizient und engagiert mit der knappen Zeit umgegangen.

Karriere in Vollzeit oder Teilzeit 

Es ist vollkommen egal ob du in Voll- oder Teilzeit arbeitest wenn du wirklich etwas bewegen möchtest. Die einen schaffen es trotz Kind 35h zu arbeiten, andere können wiederum nur 20h an 4 Tagen einrichten. Orientiere dich nicht an anderen sondern einzig alleine an dem was du machen möchtest. Wichtig ist jedoch in der Zeit in der du da bist deinem Team richtig den Rücken freizuhalten und richtig zu leisten. “Neue” Arbeitsmodelle, Job-Sharing, flexible Arbeitszeiten und Home Office Arbeitsplätze machen vieles möglich, was vor 10 Jahren undenkbar gewesen wäre. 

Die wichtigste Botschaft: Egal ob ihr zu eurem alten Arbeitgeber zurückkehrt oder euch einen neuen sucht –  Erklärt, dass ihr richtig Gas geben wollt und nicht zu den Menschen gehört, die irgendwo arbeiten müssen sondern dass ihr arbeiten wollt!