Der Wiedereinstieg in den Job nach der Elternzeit oder auch einer langen Familienpause stellt viele Eltern vor eine große Herausforderung. Dieser Artikel soll euch ein bisschen Orientierung stiften und ein paar Denkanstöße geben, vielleicht hattet ihr ja gar nicht alles auf dem Schirm.
Grundlegendes
Es ist kein Krieg! Bei der Recherche für diesen Artikel bin ich auf einige sehr irritierende Blogeinträge gestoßen. Der Artikel hat euch mit allem möglichem “Rüstzeug” für eine Rückkehr aus der Elternzeit versorgt – “dein Arbeitgeber muss” und “wenn er nicht dann “hier Klage da Klage”. Wer in ein Unternehmen zurückkehrt, in dem man nur über Klagen kommuniziert sollte sich einen neuen Job suchen, das ist doch kein Umfeld, in dem man bleiben will. Worum geht es also bei uns? Wie kehre ich zurück ins Arbeitsleben ohne mir Feinde zu machen.
Wo möchte ich hin?
Zu Beginn ist es erstmal wichtig in sich zu gehen und zu reflektieren, wo möchte ich eigentlich hin? Du hast nur die beiden Optionen zum vorherigen Arbeitgeber zurückkehren oder den Wiedereinstieg für etwas Neues nutzen. Eigentlich sagt dir schon dein Bauchgefühl ob du zurückkehren solltest oder nicht. Grundsätzlich hast du einen Rechtsanspruch auf eine adäquate Stelle nach dem Wiedereinstieg – auch wenn es hier ein paar juristische Sonderregelungen gibt. Wenn du jedoch gar nicht in den eigentlichen Job zurückkehren willst, ist es vielleicht Zeit für einen Neuanfang. Am besten helfen an dieser Stelle Gespräche mit der Familie, mit ehemaligen Kolleginnen oder auch Freunden in vergleichbaren Jobs.
Rechtzeitig planen
Auch wenn du einen Rechtsanspruch auf eine adäquate Position hast kannst du nicht erwarten, dass jeder deinen Rückkehr Termin auf dem Schirm hat. Oder lief vor deiner Elternzeit jeder Prozess so perfekt, dass es niemals irgendwo Reibungspunkte gab? Wohl kaum. Wenn sich die Elternzeit dem Ende zuneigt (3 Monate vor Schluss) solltest du einmal den Kontakt zum Unternehmen suchen und so deinen Wiedereinstieg besprechen. Hier wäre es ideal zu telefonieren oder persönlich vorbeizukommen, da gerade solche zwischenmenschlichen Angelegenheiten per Mail oft untergehen. Leitfragen sollten sein:
- Braucht ihr mich?
- Wo braucht ihr jemanden?
- Wo seht ihr mich?
- Wo sehe ich mich?
- Wie kann ich mich einbringen?
- Gibt es derzeit unbesetzte Stellen, die besser passen?
Nichts vergessen
Der Alltag als Mutter oder Vater ist oft so stressig, dass man die anderen Probleme des Arbeitslebens vergisst. Wir haben erlebt, dass Rückkehrer voreilig zusagen machen und dann nicht halten können. Das ist für alle Beteiligten anstrengend und kann durch gute Planung fast vollständig vermieden werden. Überlege dir also vorher gut:
- Wie ist die Betreuung gesichert?
- Ist die Betreuung auch bei Überstunden gesichert?
- Welche Fahrtwege und Zeiten habe ich realistisch mit Stau?
- Wieviele Stunden und Tage will ich arbeiten?
- Kann und will ich im Home Office weiterarbeiten?
Kontakte halten
Bereits in der laufenden Elternzeit macht es sehr viel Sinn, Kontakt zu seinem alten Team zu halten. Über diesen informellen Austausch bekommt ihr mit ob sich die Aufgaben und die Arbeitsbelastung im Team verändern sowie wie sich die generelle Stimmung im Unternehmen entwickelt.
Der Neuanfang
Wir haben sehr häufig erlebt, dass der Wiedereinstieg für einen Neuanfang genutzt wird. Der Vorteil ist, dass man sich seine Traumstelle vorab suchen muss statt sie gemeinsam mit dem bisherigen Unternehmen zu bauen (denn längst nicht jeder Arbeitgeber ist dazu bereit). Des Weiteren gibt es dem Job auch diesen offiziellen Charakter eines Neuanfangs, den viele als sehr motivierend beschreiben. Wichtig ist es im Lebenslauf und im Anschreiben die Situation ganz klar zu kommunizieren. Personaler und Arbeitgeber wünschen sich klare Aussagen wie Montag bis Donnerstag von 9 bis 15 Uhr statt “ja muss ich mal sehen… aber das Kind … und ich weiß nicht”. Dass es am Ende eh nicht immer zu 100% rund läuft ist auch allen klar – das geht mit dem Elternsein einher.
Mit diesen paar Denkanstößen steht einem Wiedereinstieg hoffentlich nichts mehr im Weg.

