Notariat

Um die Arbeitsweise in einem Notariat zu erklären, müssen wir zunächst näher definieren, was (hier) unter einem Notariat zu verstehen ist. Je nach Bundesland können Notare auch Rechtsanwälte sein und beides machen – das Arbeitsumfeld ist dann sehr ähnlich wie in einer Rechtsanwaltskanzlei. Das gleiche gilt, wenn sich ein Notar einer Rechtsanwaltskanzlei angeschlossen hat. Wir erklären hier die Arbeitsweise in reinen Notariaten, also den Büros von einem oder mehreren Notaren. Richtig bekannte Vertreter für die breite Öffentlichkeit gibt es nicht, ein Werbeverbot tut ihr übriges für einen geringen Bekanntheitsgrad.

Kerngeschäft

Notare werden immer gebraucht, wenn eine Beglaubigung von Unterlagen vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist oder Sinn macht. Möglich ist das bei Immobilientransaktionen, Gesellschaftsverträgen, aber auch im Erbrecht, bei Eheverträgen oder auch bei Vorsorgevollmachten. Kurz gesagt, überprüfen und beglaubigen Notare die Schriftstücke und sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Grundsätzlich haben Personen und Unternehmen die freie Wahl, zu welchem Notar sie gehen- aufgrund von Spezialisierungen haben sich im Markt dadurch besondere Adressen für spezielle Anliegen herausgebildet. Angenommen eine Fondsgesellschaft möchte ein Immobilienportfolio, bestehend aus 30 Objekten verkaufen, kommen dafür nur wenige immobilienrechtlich spezialisierte Notariate in Frage. Diese Notariate, die sich auf Unternehmens- und Immobilientransaktionen spezialisiert haben, unterhalten oft eine Heerschaar and Support-Kräften, auf einen Notar kommen zum Teil 15 – 20 Mitarbeiter, welche die formelle Sachbearbeitung im Hintergrund abwickeln. Die Anzahl der High-End-Notariate verglichen mit “normalen” Notariaten ist jedoch verschwindend gering, das klassische Beglaubingsgeschäft überwiegt.

Einsatz und Aufgaben der Assistenz

Ehrlicherweise muss gesagt werden, dass der Quereinstieg als Assistentin in Notariaten als nicht-Notarfachanangestellte sehr schwierig ist, da kaum Positionen im reinen Assistenzbereich ausgeschrieben sind. Wenn Notariate Assistenzen suchen, dann fast immer für umsatzstarke Notare, die eine Entlastung im Tagesgeschäft brauchen. Dazu gehört Reiseplanung, Terminmanagement oder Korrespondenzen. Gut stehen die Chancen für Quereinsteiger, wenn der betreffende Notar internationale Kunden betreut und eine englischsprachige Schnittstelle benötigt. Ein Quereinstieg als Rechtsanwalts- und  Notarfachangestellte ist wesentlich leichter, da zumindest in der Berufsschule die relevanten Bereiche thematisiert wurden und wieder aufgefrischt werden könnten.

Größe, Lage und Verteilung in Deutschland

In Deutschland gibt es derzeit knapp 7.000 Notare, die sich sehr gleichmäßig auf das gesamte Bundesgebiet verteilen. Die Notarkammer sorgt durch eine Verknappung von Ämtern dafür, dass sich an einem Standort nicht beliebig viele Notare niederlassen können und sich gegenseitig das Geschäft zerstören. Die überwiegende Zahl an Notaren ist in Einzelbüros oder Doppelpraxen tätig, größere Notariate mit mehr als 5 Notaren gibt es, sie sind jedoch eher die Seltenheit. Typische Standorte gibt es nicht, sie sitzen jedoch häufig in Innenstadtlagen, die fußläufig zu erreich sind. Das hängt mit dem Werbeverbot für Notare zusammen, wahrscheinlich kennt ihr die Schilder mit dem Landeswappen des Bundeslandes und dem Zusatz “Notar”. Durch die fußläufige Innenstadtlage kann man so dennoch auf sich aufmerksam machen.

Entwicklungsmöglichkeiten

Die Entwicklungsmöglichkeiten, bzw. die Geschwindigkeit der Entwicklungsmöglichkeiten ist abhängig vom Ausgangsniveau des Bewerbers. Notarfachangestellte können direkt tief in die Materie einsteigen und sich spezialisieren. Quereinsteiger in Notariaten müssen längere Zeit zuarbeiten – können jedoch nach 6 Jahren die Weiterbildung zum Notarfachwirt abschließen – ab dann zählen sie zu vollwertigen Fachkräften im Notariat. Ob die Weiterbildung Notarfachwirt oder Notarassessor heißt ist abhängig vom Bundesland. Wir haben hier die verschiedenen Weiterbildungen für Notare nochmals zusammengefasst.

Gehalt

Das erzielbare Gehalt in einem Notariat hängt von zwei Faktoren ab. Zum einen ist wichtig, wieviel eine Mitarbeiterin selbstständig und ohne Korrektur bearbeiten kann (wir sprechen hier von Sachbearbeitung, nicht Assistenz). Je effektiver die Abwicklung ist und je weniger Ressourcen durch Kollegen (z.B. korrigieren) benötigt werden, desto höher ist die Produktivität. Eine hohe Produktivität geht meistens mit einem hohen Gehalt einher. Der zweite Einflussfaktor ist das “Geschäftsmodell” des Notars. Wer sich überwiegend mit der Beglaubigung von Schulzeugnissen beschäftigt wird weniger Umsatz generieren, als jemand, der sich überwiegend mit Unternehmenstransaktionen beschäftigt. Bei letzteren sind für erfahrene Mitarbeiter Gehälter von 70 – 90.000 Euro durchaus möglich. In Notariaten, die sich nicht im High-End-Segment bewegen sind Gehälter von 36.000 bis 60.000 Euro möglich, immer abhängig von den beiden genannten Faktoren. Im Assistenzberuf orientieren sich die Gehälter in etwa an den Großkanzleigehältern, Abweichungen sind aber wie immer möglich.

moritzblog_redakteur

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