Mit Patentanwälten kommt man in der Regel nur in Kontakt, wenn man etwas erfunden hat oder in einem forschenden Unternehmen oder einem Forschungszentrum arbeitet. Im normalen Wirtschaftsleben hat man wenig Berührungspunkte, dementsprechend gibt es auch keine Patentanwaltskanzlei von der jeder schon einmal gehört hat. In diesem Artikel thematisieren wir generische Patentanwaltskanzleien, die also ausschließlich oder überwiegend im Patentbereich tätig sind. Rechtsanwalts- oder Großkanzleien unterhalten zum Teil auch sehr angesehene Patent-Praxisgruppen, diese sind jedoch hier nicht Thema.
Kerngeschäft
Patentanwaltskanzleien (Patent- und Rechtsanwaltskanzleien eingeschlossen) sorgen für die Durchsetzung von gewerblichen Schutzrechten auf nationaler und internationaler Ebene. Je nachdem wie eine Kanzlei aufgestellt ist bietet sie Beratung zu Design- und Markenrecht an, IT- Lizenz- und Datenschutzrecht und Urheber- und Wettbewerbsrecht bzw. Hilfe bei Produktpiraterie an. Natürlich folgt auch im Patentrechtlichen Bereich eine umfängliche Unterstützung in den Bereichen Recherche, Anmeldung oder Durchsetzung bei Patentverletzungen.
Einsatz und Aufgaben der Assistenz
Auch Patentanwaltskanzleien haben gemäß dem Geschäftsmodell der Beratungsunternehmen einen natürlichen hohen Bedarf an Assistenzkräften. Für Quereinsteiger sind die Zugangsvoraussetzunge etwas schwieriger als bei anderen Branchen, es ist aber durchaus machbar und möglich. Patentkanzleien benötigen für die formale Abwicklung eine gewisse Anzahl an Patentanwalts- sowie Rechtsanwaltsfachangestellten – beide jeweils mit guten Englischkenntnissen. Auf der anderen Seite beschäftigen Patentkanzleien auch Assistenzen mit anderen Ausbildungshintergründen wie Fremdsprachenkorrespondentinnen, Dolmetscherinnen, Europasekretäre oder auch aus anderen kaufmännischen Berufen. Wichtig ist jedoch bei fast allen Kanzleien, dass gute bis sehr gute Englischkenntnisse vorliegen. Der größte Teil der Patentarbeit verläuft auf Englisch. Quereinsteiger-Assistenzen haben zwei Entwicklungsmöglichkeiten, entweder als reguläre, administrativ tätige Assistentin oder sie lassen sich weiterbilden in eine Sachbearbeiter-Funktion (z.B. für Patente, Marken o.ä.). Der Einsatz ist auch stark abhängig vom Engagement und Interesse der Assistentin.
Größe, Lage und Verteilung in Deutschland
Patentanwaltskanzleien finden sich in den meisten größeren Städten. Richtige Großkanzleien mit mehreren tausenden Mitarbeitern sind noch selten, einige Kanzleien aus Großbritannien sondieren aber bereits den Markt. In Deutschland gibt es derzeit etwa 4.000 Patentanwälte und eine regionale Tendenz für Süddeutschland. Zum einen sitzen viele Industrieunternehmen, Mittelständler und Hidden Champions in Süddeutschland, zum anderen ist München das Zentrum der deutschen IP-Industrie. Der Standort München ist so beliebt, aufgrund der nähe zum europäischen Patentamt, welches dort sitzt.
Entwicklungsmöglichkeiten
Wie gerade schon angeschnitten, gibt es Entwicklungsmöglichkeiten ohne Ende. Neben einer klassischen Karriere in den administrativen Bereichen wie Partner-Assistenz oder Office Management bietet sich fremdsprachenaffinen Mitarbeitern eine Fachkarriere in der Patent- und Markensachbearbeitung an. Förmliche Qualifikationen können zudem über externe Weiterbildungen (z.B. Studium Intellectual Property) oder Markenreferent nachgeholt werden. Auch Industrieunternehmen mit eigener Abteilung für gewerblichen Rechtsschutz haben eine hohe Nachfrage nach IP-Professionals, wenn es mal ein Umfeld außerhalb der Professional Services Firms sein soll.
Gehalt
Da Fachkräfte im IP-Sektor selten sind hat sich das verstärkt durch den Nachwuchsmangel stark auf die Gehälter ausgewirkt. Beispielsweise konnten in Städten mit hoher Nachfrage wie München Patentanwaltsfachangestellte bereits mit wenig Berufserfahrung Gehälter um 50.000 Euro aufrufen. Quereinsteiger wie Fremdsprachenkorrespondenten können zwar nicht von Anfang an mit so einem Gehalt rechnen, werden es aber wohl zeitnah erreichen wenn die nötigen Kenntnisse im gewerblichen Rechtsschutz da sind. Es gibt im Sekretariat und in der Sachbearbeitung zu viele Berufsbilder um hier eine bestimmte Zahl nennen zu können.
Besonderheiten
Patentkanzleien sind sehr international in der Arbeit und zum Teil auch von der Mitarbeiterstruktur her. Einige Kanzleien haben zudem ausländisch qualifizierte IP-Professionals (z.B. aus Asien) im Team, um Inbound anfragen beantworten zu können. Ihr solltet also über interkulturelle Kompetenzen verfügen um langfristig Freude in einer Patentanwaltskanzlei zu haben.