Der Job des Übersetzers oder auch Translators klingt auf den ersten Blick verlockend und nach einer leichten Möglichkeit als sprachbegabter Mensch Geld zu verdienen. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, warum man sich so eine Tätigkeit gut überlegen sollte.
Was macht ein Übersetzer genau?
Das genaue Berufsbild des Translators bzw. Übersetzers findet man überwiegend in sehr internationalen Beratungsunternehmen. Die Unternehmenssprache ist oft sowieso bereits Englisch und die Sekretariate und Partnerassistenten müssen meist sowieso ein gehobenes Englischniveau mitbringen. Ein Translator setzt auf diese allgemeinen Sprachkenntnisse noch eine ordentliche Schippe drauf – hier geht es um echte Sprachtalente. Die Übersetzer werden intern beauftragt, wenn wichtige, komplexe oder lange Dokumente (z.B. Broschüren, Verträge) übersetzt werden müssen. Das Translator-Team hat tatsächlich keine andere Aufgabe als eine Sprache in die andere zu übersetzen, und das den ganzen Tag. Meist haben die zu übersetzenden Themen einen Rechts- oder Finanzbezug bzw. beziehen sich auf allgemeine Betriebswirtschaftliche Prozesse oder makroökonomische Entwicklungen. Zum Teil helfen die Übersetzer auch mal in den Fachabteilungen aus denn selbst ein international arbeitender Partner kommt manchmal nicht auf die passende Formulierung. Nahezu alle Translator-Positionen sind auf die englische Sprache ausgerichtet, deswegen schauen wir uns diese Jobs aus diesem Blickwinkel an. Andere Fremdsprachen können gefragt sein, das ist jedoch eher die Ausnahme.
Wie werde ich Übersetzer?
Viele Bewerber glauben aufgrund ihrer Englischkenntnisse für einen Job als Übersetzer geeignet zu sein, dementsprechend viele Bewerbungen erhalten Recruiter auf solche Positionen. Hier wird vorab in der Regel relativ großzügig aussortiert und nur die vielversprechenden Bewerbungen bearbeitet. Sehr gerne gesehen ist ein Studium mit Sprachbezug (z.B. Anglistik, Amerikanistik), eine Ausbildung zum Fremdsprachenkorrespondenten (mit sehr guten Noten) oder Dolmetscher. Wer aufgrund seiner familiären Gegebenheiten bereits Muttersprachler ist hat unabhängig von der Ausbildung sehr gute Chancen. Meist wird ein Sprachniveau von C2 verlangt. Wer einmal eine Zeit im Ausland gelebt oder studiert hat ist ebenso gerne gesehen, denn anwendungsnahe Kenntnisse helfen im Job ungemein.
Wo arbeiten Übersetzer?
Am häufigsten findet man Positionen als Translator in amerikanischen und britischen Rechtsanwaltskanzleien, sehr großen Steuer- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften sowie international agierenden Unternehmens- und Strategieberatungen. Die Positionen sind sehr häufig in den Metropolen mit Flughafenanbindung ausgeschrieben, aus der Praxis ist jedoch bekannt, dass die Übersetzer zum Teil auch an B-Standorten wie Hannover oder Dresden arbeiten. Da der Job “im stillen Kämmerlein”, d.h. ohne regelmäßige persönliche Meetings ausgeführt werden kann, ist auch eine Tätigkeit an Nebenstandorten möglich.
Entwicklungsmöglichkeiten
Die Translator-Funktion ist als absolute Spezialistenfunktion losgelöst von den üblichen Karriereleitern mit einem eindeutig vorgeplanten Karriereweg zu sehen. Unter Umständen ist es möglich eine Senior-Translator Funktion (mit mehr Aufgaben und mehr Gehalt) zu übernehmen, es differenzieren jedoch nicht alle Beratungsunternehmen zwischen diesen Stufen. Übersetzer lesen den ganzen Tag Fachartikel (die sie ja übersetzen) und kennen sich nach einigen Jahren in manchen Bereichen ganz gut aus. Aus diesen Grund sieht man manchmal den Wechsel in andere Sekretariate oder in die Fachbereiche Business Development oder Marketing.
Vorbereitung auf einen Translator Job
Wer als Translator arbeiten möchte verfügt entweder bereits über ein sehr gutes Sprachniveau und muss nur noch etwas nachschärfen oder nicht, Zwischenstufen gibt es selten. Auf ein Sprachniveau von C2 kann man natürlich hinarbeiten, der Zeitaufwand ist jedoch enorm. Es ist dringend davon abzuraten seine Karriere auf eine Übersetzer-Position auszurichten, wenn keine Sprachbegabung vorhanden ist, es gibt schlichtweg viel bessere Karriereoptionen ohne gleich über ein C2-Niveau zu verfügen.
Zukunftsaussichten
Der Jobs des Translators ist auf lange Sicht eine sichere Angelegenheit. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass Beratungsunternehmen wichtige Interna wie eigene Verträge von externen Übersetzerbüros bearbeiten lassen. Des Weiteren ist eine Digitalisierung des Jobs ebenfalls unwahrscheinlich. Fakt ist, es gibt sehr gute Übersetzungsprogramme, die zu übersetzenden Dokumente sind jedoch so erfolgskritisch, dass man nicht blind der Einschätzung eines Computerprogramms vertrauen wird.
Schlüsselkompetenzen
Das fast muttersprachliche Englischkenntnisse vorliegen müssen, dürfte jedem an dieser Stelle klar sein. Eine der wichtigsten Kompetenzen ist die Fähigkeit zum akribischen Arbeiten und der Wille sich durchzubeißen. Wer sich in seinen Übersetzungstätigkeiten jemals gedacht hat “Ach egal, ich mach das einfach so, wird schon nicht auffallen”- wird hier Probleme bekommen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Natürlich ist es erlaubt Fehler zu machen und einmal nicht weiterzukommen, dafür gibt es den kollegialen Austausch. Nur das Vertuschen von Problemen kann – z.B. bei fehlerhaften Verträgen – zu Problemen führen. Eine weitere wichtige Kompetenz ist es sich für wirtschaftliche und rechtliche Themen begeistern zu können. Wer diese Bereiche langweilig findet wird auch in seinem Übersetzer-Job inhaltlich keine Freude haben und den Job bald wieder verlassen.