Achtung: Dieser Job eignet sich nur für Rechtsanwalts- bzw. Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte. Der Gesetzgeber schreibt hierfür diese Berufsqualifikation vor, für Quereinsteiger eignet sich das Berufsbild nicht.
Was macht eine Fristen-Verantwortliche?
Die Tätigkeiten sind eigentlich schon mit dem Titel erklärt, du bist verantwortlich für alle Fristen und Termine. Bei der Betrachtung dieses Jobprofils muss man ein wenig weiter ausholen. Viele Großkanzleien, insbesondere die Internationalen, arbeiten häufig in Rechtsbereichen, in denen man kaum noch Rechtsanwaltsfachangestellte braucht, da kaum forensisch gearbeitet wird, fast nie nach RVG abgerechnet wird und auch selten vor Gericht gegangen wird. Die Personalstruktur ist eher auf Assistentinnen ausgelegt, die im internationalen Kontext trittsicher sind. Nun gibt es an den einzelnen Standorten jedoch trotzdem Bedarf, deshalb haben manche Sozietäten den Job des Fristen Managers geschaffen. Du bearbeitest dabei die Eingangspost, führst das Fristenbuch und sorgst dafür, dass keine Frist verpasst wird. Je nach Größe der Kanzlei (z.B. zwei Standorte mit je 10 Anwälten) kann es auch sein, dass du standortübergreifend für die Fristen verantwortlich bist. Dekonstruieren wir dieses Szenario: Du bist Rechtsanwaltsfachangestellte und arbeitest in einer Großstadt, wo auch internationale Großkanzleien ansässig sind. Du bist somit nicht auf so einen Job angewiesen, da er bei dem Gros der Kolleginnen nicht zu den beliebtesten zählt. Wenn du jedoch Freude an Fristen hast kann das für dich ein echter Karrieresprung sein, denn Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Für unbeliebte Jobs kann man tendenziell höhere Gehälter fordern, da es kaum oder keine Bewerber gibt.
Zugangsvoraussetzungen
Es ist eine abgeschlossene Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten oder Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten notwendig um Fristen notieren zu dürfen. Es gibt ein paar Ausnahmen, auf die wir hier nicht näher eingehen wollten – wer zu dem kleinen Ausnahmenkreis gehört ist ebenfalls angesprochen. Die Sozietäten von denen wir sprechen haben meistens einen US oder UK Bezug, gute Englischkenntnisse wären hilfreich, sind aber keine Grundvoraussetzung (auch wenn es in den Stellenanzeigen steht). Wenn man die Sprache beherrscht ist es leichter intern zu kommunizieren, für die Tätigkeit sind jedoch keine Englischkenntnisse nötig. Und die wichtigste Voraussetzung ist es natürlich Freude am Umgang mit dem Fristenbuch zu haben.
Wieviel verdient eine Fristen-Verantwortliche?
Fristen Manager arbeiten fast ausschließlich in internationalen Großkanzleien, die sowieso schon für gute Gehälter bekannt sind. Wer sein Handwerk beherrscht kann zwischen 50.000 und 70.000 EUR im Jahr verdienen. Es ist ehrlicherweise ein bisschen abhängig von der Not der Kanzlei, wenn sich niemand findet, steigt die Bereitschaft ein hohes Gehalt zu zahlen.
Wo zu finden
Die Position der Fristenmanagerin oder Fristenverantwortlichen ist selbst in internationalen Großkanzleien relativ selten. Auch die großen Sozietäten beschäftigen zum Teil mehrere Rechtsanwaltsfachangestellte und müssen die Fristenaufgabe nicht bei einer Person zentralisiert abbilden. Da die Position recht heikel zu besetzen ist, läuft hier viel über Personalvermittler und die großen, bekannten Jobbörsen. Wer sich in diesem Job wiederfindet sollte regelmäßig die Angebote prüfen.
Entwicklungsmöglichkeiten
Vertikale Aufstiegsmöglichkeiten gibt es aus dieser Funktion heraus nicht mehr, es handelt sich um eine Sonderfunktion. Stelleninhaberinnen lassen sich die Tätigkeit sehr gut bezahlen. Wer dennoch weiterziehen möchte, tut dies oft als Partnerassistentin, “reguläre” Rechtsanwaltsfachangestellte oder macht etwas ganz anderes (siehe allgemeine Weiterbildungsmöglichkeiten).
Vorbereitungszeit
Auf so einen Job muss man sich nicht gesondert in Form einer Weiterbildung vorbereiten. Da es nur wenige Kanzleien gibt, die diesen Job überhaupt anbieten, solltet ihr euch einfach bewerben, wenn sich die passende Position ergibt.
Zukunftsaussichten
Die Zukunftsaussichten sind per se gut, denn es ist von Seiten des Gesetzgebers nicht zu erkennen, dass das “Refa-Monopol” auf das Fristen Notieren auf absehbare Zeit fällt. Nachdem Kanzleien einen Nachwuchsmangel bei Rechtsanwaltsfachangestellten haben ist die Berufsaussicht in der Zukunft als ziemlich sicher zu bezeichnen.
Schlüsselkompetenzen
Jede Aufgabenstellung und Frist ist zwar anders, unter dem Strich ist die Arbeit dennoch eher monoton und einseitig. Hier ist die Gefahr, Fehler zu begehen. Insbesondere bei einem hohen Streitwert sind Fehler beim Fristen notieren gefährlich. Es ist also sehr wichtig lange Zeit konzentriert arbeiten zu können, ohne Flüchtigkeitsfehler zu begehen.