Wer nicht länger in der zweiten Reihe als Assistentin bleiben möchte sondern selbst aktiv Mandanten beraten will, kann sich über den Karrieretrack zur Wirtschaftsprüferin weiterqualifizieren. Wir zeigen euch, was euch auf diesem Weg erwarten wird.
Was macht eine Wirtschaftsprüfungsassistentin?
Wirtschaftsprüfer sind wie Steuerberater und Rechtsanwälte Berufe, die an ein Berufsexamen geknüpft sind, man kann also nicht “einfach so” eine Weiterbildung absolvieren. Zwar werden die Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer nur von den jeweiligen Kammern abgenommen und nicht vom Staat, das Anspruchsniveau ist dennoch sehr hoch. Aber alles der Reihe nach: Wirtschaftsprüfer untersuchen die Bilanzen und Jahresabschlüssen von Unternehmen und testieren, also “bürgen” dafür, dass alles mit rechten Dingen zugeht und die Bilanzen stimmen – so die Ultrakurzform des Berufsbildes.
Um zum Wirtschaftsprüfer-Examen antreten zu können, muss jedoch zunächst praktische Erfahrung als Wirtschaftsprüfungs-Assistentin gesammelt werden, “Assistentin” ist im Rahmen dieser Plattform irreführend. Sie assistiert dem Wirtschaftsprüfer, jedoch rein fachlich, sie übernimmt also keine Administration, Reisebuchung und macht keine Termine für den Chef. Ein weiterer gängiger Berufstitel ist Audit Assistant. Als WP-Assistentin werdet ihr sehr viel Zeit mit der Erstellung und Prüfung von Jahresabschlüssen nach HGB und IFRS zubringen. Des Weiteren werden sehr oft Steuererklärungen erstellt sowie die Prüfberichte der Jahresabschlüsse. Durch die Finanzthematik erlernen die meisten zudem ein solides Grundgerüst aus Finanzbuchhaltungs-Themen. Der Job ist somit eine sehr starke Kombination aus HGB, IFRS, Steuergesetzen und der Arbeit mit Zahlen. In der Praxis arbeiten sehr viele Kollegen und Kolleginnen als Steuer- und Wirtschaftsprüfungsassistenten und entscheiden sich erst später für eine Spezialisierung.
Ob der Weg in die Wirtschaftsprüfung und somit auf die Beraterseite ein interessanter Karriereschritt ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Zugangsvoraussetzungen und Dauer
Die Wirtschaftsprüferkammer regelt, welchen Weg ein Wirtschaftsprüfer vorher durchlaufen muss bevor sie die Prüfung bzw. das Berufsexamen abnimmt. Die Grundvoraussetzung ist ein Hochschulstudium, es würde sich jedoch anbieten ein Studium im Bereich BWL oder Finanzen anzustreben, da wichtige Inhalte der späteren Tätigkeit vermittelt werden – die Wahl des Studiums ist jedoch freigestellt. Des Weiteren müssen 3 bis 4 Jahre (abhängig von Studiendauer) praktische Tätigkeit als Wirtschaftsprüfungsassistent nachgewiesen werden oder 2 Jahre und ein Masterstudium im Bereich Wirtschaftsprüfung. Dieser Weg lässt sich durch Ausnahmeregelungen hier und da etwas verkürzen, wir wollen aber nur den Übersichtsartikel liefern, nicht die Details.
Wieviel verdient eine Wirtschaftsprüfungsassistentin?
WP-Assistenten steigen selten mit weniger als 36.000 Jahresgrundgehalt ein. In den nächsten Jahren vor dem WP-Examen und mit steigender Erfahrung (d.h. tatsächliche Kenntnisse, nicht abgesessene Zeit) können die Gehälter auch auf eine Spanne von 45 bis maximal 60 TEUR steigen. Gehälter über 60 TEUR sind ohne Berufsexamen zum Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer selten. Mit bestehen des Examens steigen die Gehälter sprunghaft auf mindestens 60.000, teilweise auch 70.000 oder 80.000. Man kann als Steuerberaterin, Wirtschaftsprüferin oder auch STB & WP auch Gehälter über 100.000 Euro im Jahr verdienen, die Entwicklungsmöglichkeiten über Jahre sind also gegeben.
Wo zu finden
Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften gibt es überall in Deutschland, egal ob BIG 4, Next 10 oder auch kleinere regionale Kanzleien. Es gibt keine regionalen Unterschiede, die größeren und international ausgerichteten Einheiten sitzen zwar in den Metropolen, es gibt aber an jedem Standort sehr gute und angesehene Arbeitgeber.
Entwicklungsmöglichkeiten
Als Wirtschaftsprüferin stehen euch innerhalb der Branche viele Wege offen, da dieses Profil von Kanzleien stark nachgefragt wird. Fachliche Spezialisierungen auf eine Branche (z.B. Prüfung von Banken) sind typische Entwicklungen ebenso wie die Übernahme einer Team-Verantwortung. Eine Selbstständigkeit in eigener Praxis oder die Beteiligung in einer Kanzlei als Partnerin sind ebenfalls typische Karrierewege. Es gibt in der Tat beliebig viele Wege in der Wirtschaftsprüfer-Branche.
Zukunftsaussichten
Der Job des Wirtschaftsprüfers ist bisher nicht in der Diskussion abgeschafft zu werden, das Land hat nach wie vor ein großes Interesse daran, Unternehmensabschlüsse von unabhängigen Prüfern auf Richtigkeit untersuchen zu lassen. Mit Sicherheit wird die Digitalisierung Tools hervorbringen, die dem Wirtschaftsprüfer helfen, ein großes systemisches Risiko durch die Digitalisierung ist jedoch nicht erkennbar.
Schlüsselkompetenzen
Der Weg in die Wirtschaftsprüfung ist lang, deshalb solltet ihr über ein ausgeprägtes Durchhaltevermögen verfügen. Das Studium kann noch berufsbegleitend durchgeführt werden, die praktische Tätigkeit als WP-Assistentin zwingt euch jedoch den vorherigen Job aufzugeben. Eine weitere Schlüsselkompetenz ist die Fähigkeit mit Gesetzestexten und vor allem Zahlen hantieren zu können, sonst verliert ihr im Arbeitsalltag viel zu viel Zeit und werdet in dem Job nicht froh. Wer bereits im Studium mit der Prüfung in Berührung gekommen ist kann deshalb gut abschätzen, ob der Job einem Freude bereiten würde oder eher nicht.