Überlegungen bevor du einen neuen Job annimmst

Du bist schon ganz weit im Bewerbungsprozess, du hast viel Zeit investiert, der Traumjob ist zum greifen nah und dann kommt die Zusage: Du hast den Job wenn du willst. Bevor du blind vor Euphorie zusagst prüfe wirklich nochmals kritisch für dich ab, ob sich alles genau so erfüllt wie du es dir ursprünglich erträumt hast – und nicht ob du dich damit schon irgendwie abfinden kannst. Menschen neigen dazu im Nachhinein Dinge anders zu bewerten um mit sich selbst und seinen Entscheidungen im Reinen zu sein. Psychologen sprechen hier von einer kognitiven Dissonanz.

Wie ist die Unternehmenskultur

Wie ist das Unternehmen in seiner Gesamtheit drauf? Duzt man sich oder Siezt man sich? Wird sich bei einer Siez-Kultur immerhin im Team geduzt? Fühlt man sich elitär und lebt das auch aus? Muss ich den ganzen Tag einen Hosenanzug tragen oder sind die Leute entspannter bezüglich des Dresscodes? Nur wenn du dich mit der Kultur auch identifizieren kannst, solltest du das Angebot auch annehmen. Du findest dich garantiert nicht damit ab jeden Tag Hosenanzug zu tragen, wenn du das nicht gerne machst.

Ist mir das Team sympathisch?

Du verbringst mit dem Team, also den Partnern, Beratern und Kollegen mehr Zeit unter der Woche als mit deinen Freunden. Hier sollte die Harmonie zumindest auf einem arbeitsfähigen Niveau passen. Bestehende Personen mit ihren Wesenszügen wirst du nicht mehr ändern können, versuche dich also vorab gar nicht damit abzufinden. Wenn du toxische Personen im Team identifiziert hast, halte dich lieber fern und suche weiter. Du musst natürlich nicht best friends mit jedem sein, wir reden wirklich von offensichtlich toxisch.

Kann ich meine Stärken einbringen?

Als du beschlossen hast deinen letzten Job aufzugeben hattest du bestimmt Gründe. Sehr häufig ist es die Tatsache nicht gefordert zu sein, zu wenig zu tun zu haben oder schlichtweg unterfordert zu sein. Hast du wirklich ein gutes Gefühl dabei, hier deine Stärken einzubringen und dich austoben zu können?

Welche Entwicklungsmöglichkeiten könnte es geben?

Die Frage nach den langfristigen Perspektiven ist äußerst schwer zu beantworten da sich diese erst mit der Zeit ergeben. Im Gespräch mit dem HR-Manager oder Partner kann man auch schwer darauf eingehen, du bewirbst dich ja auf diesen Job und nicht den übernächsten. Hier ist es wichtig im Gespräch gut aufzupassen und zu lauschen ob die Personalverantwortlichen hierzu Geschichten erzählen. Wenn es keine gibt wäre das kein K.O.-Kriterium den Job nicht anzunehmen, nur wenn es in Summe auf die anderen Punkte noch draufkommt.

Wird mir genug geboten?

Ist das gebotene Gesamtpaket so ausgeprägt, dass du dich damit auch die nächsten Jahre wohl fühlst? Falls nein solltest du das Angebot wirklich überdenken oder ggf. nachverhandeln. Gerade wer aus einem Umfeld kommt, aus dem man schnell weg möchte relativiert sich selbst schlechte Angebote – “dafür sind die Kollegen aber nett”. Wenn du rational betrachtet zu wenig verdienst wirst du in spätestens einem Jahr wieder weg wollen. Mach dir diesen Punkt klar.

Passen Führung und Management zu mir?

Gerade Professional Services Firms unterscheiden sich im Führungsstil untereinander sehr stark. Du solltest insbesondere im Interview hinterfragt haben wie auf Mikro-Ebene (“dein Chef”) und auf Makro-Ebene (“Das Unternehmen”) geführt wird. Wenn du ein sehr freiheitsliebender Mensch mit Gleitzeit bist wirst du bei einem strengen 8h-17h Zeitplan keine Freude haben, egal wie gut das Gehalt sein mag.

Kläre bitte bevor du ein neues Angebot annimmst ab, ob diese typischen Dealbreaker für dich passen. Wie gesagt, Menschen neigen dazu Informationen neu zu bewerten, damit sie zur aktuellen Situation passen.

moritzblog_redakteur

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